Putumayo Presents:

ARABIC GROOVE

EXIL 9914-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO

 

Ohne westliche "Hilfe" brodelte es schon seit Jahrzehnten in den Tonstudios von Casablanca, Algier, Cairo, Beirut und Riad. Die arabische Welt ist Meister darin, ihre traditionellen Töne in populäre Form zu gießen, sei es im marokkanischen Chaabi, im aufmüpfigen algerischen Raï, im Al-Jil aus Kairo, mitunter inspiriert von Bauchtanzmusik, oder in der reichhaltigen Pop-Szene der Emirate. Seit mehr als 10 Jahren geben nun auch europäische Metropolen ihre groovige Prise zum gewürzreichen Orient-Pop hinzu. In Paris, insbesondere im Vielvölker-Quartier Barbès, haben die Exilanten des Maghreb entdeckt, daß Funk, Soul, Rap und Latin-Rhythmen mit ihren eigenen Tönen ein bezwingendes Amalgam bilden, und so sitzt arabische Musik, nicht nur dank Khaleds Ballade von der "Aicha", fest und selbstverständlich im Sattel der nationalen Charts. In London koppeln kreative Köpfe der Dance-Szene, allen voran Transglobal Underground, Drum'n'Bass und Dub mit Samples und Vocals aus Nahost und Raï-Prinz Cheb Mami brilliert im Duett mit Sting. Und mittlerweile richtet man sogar in Übersee, in Kolumbien, Brasilien oder Indien das Ohrenmerk auf arabischen und "arabisierenden" Pop. Anlass für Putumayo, die Nuancen, die den Siegeszug des arabischen Groove während der letzten Dekade ausmachen, bunt, prächtig und duftend wie in einem Souk vor uns auszubreiten.

 

Als DJ bei Hochzeiten und Feten begann Ali Abdel Slimani seine Karriere in England, für einen Maghrebiner eine eher ungewöhnliche Wahlheimat. Nach seiner Bekanntschaft mit dem world- und dubverrückten Bassisten Jah Wobble im Jahre 1991 wurde der Mann aus Algier Vokalist der Invaders Of The Heart. Nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit in der Band lancierte er mit "Mraya", seinem Debut auf RealWorld, die Solokarriere als innovativer Raï-Künstler, das darauf zu findende magische Duo mit Sinéad O'Connor ist manchem sicherlich noch im Gehörgang haften geblieben. In "Moi Et Toi" (1), einer Weltpremiere thematisiert er über funkigem Gerüst und zu prägnanten Einwürfen der Oud die unglückliche Liebesgeschichte zwischen einem Immigranten und einer Einheimischen.

Zwar hat er seinen Jugendtraum, ein Star des marokkanischen Fußballteams zu werden, nicht verwirklichen können, doch auf musikalischem Pfade ist Abdy im Begriff, in die Erste Liga aufzusteigen. Nach der Gründung von Essimoud, die in der Tradition der politisch engagierten Popbands wie Nass El Ghiwane standen, verbindet er nun im Teaming-Up mit dem wohl bekanntesten algerischen Komponisten und Produzenten Safi Boutella auf seinem Solo-Debut magrebinische Melodien mit French Soul und HipHop-Strukturen. Und so ist "Galbi" (2) genau das geworden, was die Franzosen unter "fönky" verstehen!

Als nächstes wiederum eine Rarität: Hamid Mantu und Alex Kasiek, die Masterminds des Londoner Transglobal Underground-Kollektivs, remixen mit unaufdringlichem Feingefühl einen Schatz aus dem Nahen Osten: Die Libanesin Dania Khatib, als Moderatorin des im gesamten Nahen Osten zu empfangenden Channel V erste VJane der arabischen Welt, leiht ihnen die Grundlagen dazu. "Leiley" (3) ist ein Lied über Trennungsschmerz, orientiert sich an der Gesangstradition der Beduinen und stammt ursprünglich von Danias zweitem Album aus dem Jahr 1999, das eine exquisite Sammlung arabischer, spanischer und griechischer Songs bietet.

Amr Diab ist einer der Superstars der ägyptischen Al-Jil-Musik. Seit 1986 hat der Absolvent der Musikakademie Kairos sage und schreibe 16 Topseller-Alben veröffentlicht, wobei er immer wieder durch überraschende Innovationen auffällt. In "Amarain" (4) ist es die Flamenco-Gitarre und die Gypsy Rumba-Reminiszenz, die sich unter seinen melismatischen Vocals und zur schmelzenden Geigenabteilung tummeln. Dank Diab ist der iberische Einfluß in der arabischen Popwelt stärker geworden und auch in Richtung Maghreb und Griechenland kennt der Ägypter keine Berührungsängste, wie seine Duette mit Khaled und Angela Dimitrou beweisen.

"Intil Waheeda" (5), eine romantische Hymne auf die Angebetete, birgt eine andere Überraschung auf dem Feld der Instrumentation. Verantwortlich dafür ist Hisham Abbas, der hier den Part der Gitarre auf die buzok überträgt, einer seltenen arabischen Spielart der Bouzouki. Ursprünglich als Soundtechniker werkelnd, wurde Abbas von Produzent Tariq Al Akef entdeckt, der ihn in seine American Show Band integrierte. Hier sang er Seite an Seite mit Hamid El Shaeri, der 1974 aus seiner Heimat Libyen nach Kairo, der Hauptstadt arabischer Musikproduktion gekommen war, da sie ihm Freiheit in seiner künstlerischen Enfaltung gewährleisten konnte. El Shaeri steht nicht nur als musikalischer Leiter hinter den erfolgreichsten Alben von Amr Diab, sondern besitzt auch die Gabe eines außergewöhnlichen Songschreibers. In "Hely Meli" (6) vereinen sich folkloristische Interludien auf Oud, Hackbrett und Percussion mit reggae-artigem Beat und Duettgesang zu einem exzellenten Showcase moderner arabischer Songschmiede.

Nicht umsonst nennt man sie die "kleine Rimitti" - tatsächlich erinnert Cheba Fadela im Timbre ihrer resoluten Stimme ein wenig an die Urmutter des Raï. Zusammen mit Ex-Mann Cheb Sahraoui, einem klassisch ausgebildeten algerischen Sänger, kann sie seit 20 Jahren von Paris aus eine Duo-Karriere mit Höhen und Tiefen aufweisen, die durch die international erfolgreiche Hymne "N'sel Fik" losgetreten wurde. 1993 kam es zu einer Kollaboration mit Dub-Papst Bill Laswell, der für das Album "Walli" als Mixer und Co-Produzent in Erscheinung trat - "Mani" (7) ist einer jener beliebten Zwiegesänge des Paares, getragen von funkiger und zugleich seelenvoller Liebesbeteuerung.

Als "menschlichen Gaza-Streifen" hat sie sich salopp selbst bezeichnet, und tatsächlich ist die Vita der Natacha Atlas multiethnisch explosiv. Im marokkanischen Distrikt Brüssels als Tochter einer Engländerin und eines sephardischen Juden aufgewachsen, wurden ihre aufblühenden Vokalkünste nach der Übersiedlung ins UK unter anderem durch Jah Wobble in Anspruch genommen, bevor Natacha dann Furore machte als cleopatra-gleiche Frontfrau von Transglobal Underground. Die ermutigten sie schließlich zum Start in eine Solo-Karriere, die sich im Laufe von drei Alben stetig näher an traditionelle ägyptische Musik annäherte. Konsequenterweise schlug die schillernde Vokalistin kürzlich in Kairo, in der Nähe des Onkels, ihre Zelte auf und überrascht uns dieser Tage mit ihrem vierten Output. "Kidda" (8), ein Gedicht über zurückgewiesene Liebe, stammt von ihrem zweiten Silberling "Halim" aus dem Jahre 1999, eine Widmung an den großen arabischen Sänger Abdel Halim Hafez.

Zeit für den König - noch immer steht Khaled unangefochten an der Spitze der Raï-Stars, auch wenn Kollegen wie Cheb Mami oder Faudel ihm den Rang streitig machen wollen. Bevor er mit Jean-Jacques Goldman seinen weltweiten Ruhm durch "Aicha" besiegelte, veröffentlichte der 1990 nach Paris emigrierte Oraner unter anderem mit dem Produzenten Don Was wegweisende Raï-Alben mit toughen Funk-Bässen und jazzigen Bläsern, gepaart mit Disco-Rhythmen. "Mauvais Sang" (9) stammt von seinem westlichen Debut, in dem er bilingual mit gebrochenem Herzen in Trunkenheit über die Verflossene reflektiert. Typische Raï-Themen wie diese waren es, mit denen er sich den Zorn der Fundamentalisten zuzog.

Ebenfalls zweisprachig agieren Sawt El Atlas, die derzeit ihren Star-Status über Frankreichs Grenzen hinaus ausbauen. Die "Stimme des Atlas-Gebirges" ist ein Familienunternehmen aus Casablanca und Südmarokko, dessen Kern jeweils drei Brüder aus zwei Klans bilden. Kamel und Mounir Habchi stehen als Leadsänger im Zentrum bei "Ne Me Jugez Pas" (10), der Singleauskopplung ihres zweiten Albums, hier in einer tighten Remix-Version präsentiert. Die Pop-Perlen wurden zunächst in Paris eingespielt und in Kairo mit traditionellem Instrumentarium verfeinert, wo die Gebrüder sich auch mit Frau Atlas zu einem Teamwork verbandelten.

Den Abschluß bildet der Youngster unter den Groovemeistern der arabischen Welt. Cheb Tarik erprobt eine augenzwinkernde Synthese mit US-Disco, indem er findig den Refrain-Sample von Kool & The Gangs "Let's Go Dancin'" unter seine leichtfüßigen Arabesken legt, alternierend mit amerikanischen Rap-Passagen. Auch textlich gibt's eine Neuheit: der Algerier plädiert dafür, eine unerwiderte Liebe durch ausgelassenen Tanz zu überwinden und bricht mit der arabischen Spezialität, unglückliche amouröse Abenteuer dauerhaft zu beklagen. "L'histoire" (11) ist somit ein peppiger Rausschmeisser-Track zum Schmunzeln!

 

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