Yat-Kha

ALDYN DASHKA
("Die Goldene Tasse")

EXIL 9844-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO

Oberton-Reiter vom Rand der Mongolei

Weite Steppen, in denen ein Pferd der beste Freund des Mannes ist, schneebedeckte Berge, die den Horizont säumen und irgendwo der Rauch eines einsamen Lagerfeuers. Doch die Musik, die dazu erklingt, ist nicht die des Marlboro-Mannes sondern der eigenwillige Obertongesang der Lonesome Riders von Yat-Kha aus der Republik Tuva.

Falsch sind diese Assoziationen nicht, spielt doch auch in vielen Countryballaden das Banjo eine große Rolle, nur heißt es in Tuva Shanzi und besitzt lediglich drei Saiten. Ansonsten lohnt es sich, jedwede Vergleiche zu verdrängen und die Fakten für sich sprechen zu lassen. Bereits 1991 verlieh Brian Eno Yat-Kha (damals im Wesentlichen aus Albert Kuvezin bestehend) einen von ihm selbst gestifteten Preis beim ersten Festival Voices of Asia. Schon das erste Album Yat-Khas Yenisei-Punk (1993 Global Music Centre) kämpfte sich an die Spitze der europäischen Weltmusikcharts und gewann gleich diverse Preise (darunter einen Video-Preis von MTV auf der MIDEM und den Preis der großen Jury von Radio France International). Der zweite Streich Dalai Beldiri (1998 auf dem inzwischen eingestellten Wicklow-Label von Paddy "Chieftain" Moloney) etablierte sie schließlich in der ersten Reihe der Weltmusiker und brachte ihnen den Preis der deutschen Schallplattenkritik ein.

Der kanadische Songpoet Bruce Cockburn war von den Musikern um Albert Kuvezin so beigestert, daß er sie für das Vorprogramm seiner Nordamerika-Tour verpflichtete (1999), auf dem WOMAD-Festival in Reading im gleichen Jahr galten sie als die heimlichen Stars und die Asian Dub Foundation war so von ihnen begeistert, daß sie den 15.000 Zuschauern dringend von der Bühne herunter rieten, sich diese Band nicht entgehen zu lassen und sich selbst als Fans bekannten. In der Zwischenzeit wurde das dritte Album Aldyn Dashka in den verschiedensten Studios in Tuva und Moskau aber auch in London, Toronto, Chicago und Helsinki eingespielt , und die Euphorie der Konzerte schlägt auch auf dieser Aufnahme durch. Und nicht nur das, Albert Kuvezin hat sich neben dem Musiker und Produzenten Lu Edmonds (unmöglich alle Bands zu erwähnen, in denen er spielte; u.a.: The Mekons, Damned, PIL, 3Mustapha 3, Shriekback, Billy Bragg) auch drei junge Musiker an Bord geholt, die seine Liebe zu amerikanischem Rock mit ihm teilen und auch dazu in der Lage sind, diesen auf dentraditionellen Instrumenten Tuvas wie der Zither Yat-Kha, der celloartigen Morinhuur oder der Shanzi, gepaart mit dem eigentümlichen vokalen Erkennungszeichen Tuvas, dem Obertongesang, umzusetzen.

Dabei hatte sich Albert Kuvezin herzlich wenig für die traditionelle Musik seiner Heimat interessiert, bis er die Schule beendet und den fast vergessenen Schamanismus für sich entdeckt hatte. Über die Beschäftigung damit kam er auch zurück an die Wurzeln der traditionellen Musik seiner Heimat, die er mit den neuesten Trends aus Amerika und Europa verbinden wollte, die er über unzählige Male kopierte Kassetten kennen lernte. Beides war den Kulturobrigen suspekt und lange Zeit lebte Albert Kuvezin das Leben eines anarchistischen Untergrundhelden. Es war ein Zufall, der ihn 1992 nach Berlin zu den Berlin Independence Days verschlug (dem Vorläufer der WOMEX) und wo er Lu Edmonds traf. Damit hatte sich die zeitweise Mitgliedschaft bei Huun-Hur Tu, die er mitbegründete, endgültig erledigt und gemeinsam gingen die beiden Musiker daran, die Visionen Alberts in die Tat umzusetzen.

Nun also das dritte Album, welches vor allen Dingen durch seine entspannte Gelassenheit besticht. War Yenesei Punk noch eine wütende Absage an das realsozialistische Kulturestablishment, das noch heute eine Vielzahl der tuvinischen Rockclubs verwaltet, und ein lautes Statement, daß hinter dem Ural auch andere Töne zu hören sind, markierte Dalai Beldiri den ersten Schritt in die musikalische Zukunft Yat-Khas. Mit diesem Album dürften sie endgültig angekommen sein und ihren eigenen Stil gefunden haben, ohne den charakteristischen Kehlkopfgesang ganz aufzugeben. Und doch sind es überwiegend traditionelle Lieder, die Yat-Kha aufgreifen, teilweise mit neuen oder aktualisierten Texten versehen. Darin geht es hauptsächlich um Frauen, Pferde (dem Äquivalent Tuvas zur Harley Davidson) und um Alkohol – politisch unkorrekt aber aus tiefstem Herzen empfunden. Das Lied "Chorumal Bodum" über den einsamen Reisenden könnte direkt aus den Frühtagen von Tom Waits stammen, und "Kozhamyk" erinnert in seiner kraftvollen Art an die Tage, als Billy Bragg noch gegen die Eiserne Lady ansang. "Chedi Tei" dagegen klingt wie die Quersumme aus den Soundtracks von Ry Cooder und Ryuichi Sakamoto, während "Tyva Kyztar" und "Takh-Pakh Chaskhy Tan" noch am ehesten mit David Lindleys Anarchopop aus den Zeiten von El Rayo X zu vergleichen sind. Alles gepaart mit einer guten Portion Humor und einem tiefen Schluck aus der Wodka-Flasche, und ein akustisches Erlebnis der besonderen Art ist garantiert.

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