Putumayo presents

CAJUN

EXIL MUSIK 9750-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO

Nach spannenden Weltmusik-Schätzen lässt es sich nicht nur auf anderen Kontinenten schürfen. Das haben uns Dan Storper und sein Team schon mit "Louisiana Gumbo" und "Zydeco", den überraschendsten Putumayo-Kollektionen vor Ohren geführt. Der Sound der Bayous und des Deltas im tiefsten Süden der Staaten scheint sich zu einem neuen Hobby der New Yorker auszuwachsen. Denn nun erleben wir die dritte Worldmusic-Klangfarbe Lousianas, einen spannenden und quirligen Querschnitt durch die Musik der französischstämmigen "Cajuns", mit ihren wirbelnden Doppel-Fiedeln, dem rustikalen Akkordeon und kraftvoll-schneidendem Gesang. Mit dieser fetzig-frechen Kompilation wird die Louisiana-Trilogie von Putumayo komplettiert und gekrönt.

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts hieß es für die französischen Siedler ("Acadians"), die sich im heutigen Nova Scotia, Kanada niedergelassen hatten, Abschied nehmen. Von den nun herrschenden Briten zur Emigration gezwungen und deportiert, machten sie sich auf die lange Suche nach einer neuen Heimat. Als Farmer, Fischer und Handwerker wurden sie schließlich in Louisiana sesshaft. Auf ihren Wochenend-Parties pflegten die unterprivilegierten Immigranten, die aus dem nicht gerade liebevollen Prädikat "Cajuns" (von "Acadians"!) bald eine Tugend machten, ihre Walzer, Mazurkas, Polkas und Square Dances. Dies zunächst zum rudimentären Rhythmus einer improvisierten Triangel und zur Fiddle, später nahm das Akkordeon mit seinem durchdringenden Klang im Repertoire die zweite Königsposition ein. Bereits 1928 sind erste Einspielungen dokumentiert, die den immer präsenten Einfluß kreolischer Musik und des Blues auf die Cajun-Musik offenkundig werden lassen. Bis ca. 1960 stand Cajun unter dem ständigen Vorzeichen zunehmender Amerikanisierung und Durchmischung mit Country, Texmex und Pop, doch seit vier Jahrzehnten können wir einerseits ein Wiedererstarken authentischer Stile, andererseits eine fruchtbare Belebung beobachten. Durch den Film "The Big Easy" schließlich wurde der einmalige franko-amerikanische Stil sogar hollywoodtauglich.

Heute ist Cajun international bekannt und geschätzt und manche der folgenden Bands sind schon in Europa Stars, andere wiederum bieten uns jetzt die Chance zur Entdeckung. "Vorhang auf!" - oder wie die Cajuns zu sagen pflegen: "Laissez les bons temps rouler"!

Nach einem Gewürzpulver, das den Gumbo-Eintopf verfeinert, haben sie sich benannt: Filé, bei denen gleich zu Anfang der Cajun-Tour die alte Acadian-Brücke nach Kanada anklingt: Background-Chor und Mandoline werden von zwei Musikern aus Quebec beigesteuert. Auch sonst bemühen sich Filé um eine möglichst originelle Spielart des Cajun, in den sie Swamp Pop, Zydeco und Honky-Tonk einfliessen lassen. Bandleader Ward Lormand, dessen erstes Vorbild der große Akkordeonist Clifton Chenier war, erzählt die Geschichte von einem unfolgsamen Mädchen, das gegen den Willen der Mutter zum Tanz entflieht und zur Strafe von einer einstürzenden Brücke in die Tiefe gerissen wird.

Mit straightem, fast hymnischem Two-Step-Rhythmus meldet sich Bruce Daigrepont zu Wort. Er ist einer der wenigen wirklich in New Orleans wirkenden Cajuns und tritt seit Urzeiten jeden Sonntagabend in den berühmten "Fais-do-do"-Shows in Tipitina's Uptown auf. "Acadie À La Louisiane" zeichnet nochmals die bittere Deportation seiner Vorfahren aus ihrer ursprünglichen Heimat Acadia nach.

Mit einem swingenden Instrumental in Laid-Back-Laune ("Let's Dance Two Step") erfreuen uns Al Berard und Errol Verret, zwei langgediente Mitglieder der Basin' Brothers Band. Nicht nur als Multi-Instrumentalisten haben sie zur organischen Weiterentwicklung des Cajun beigetragen: Berard ist ebenso Produzent und Songwriter, Verret, im übrigen Gründungsmitglied von Beausoleil, kann sich rühmen, einen der besten Akkordeon-Typen des Swamps zu fertigen. Ganz nebenbei baut er außerdem Hausboote!

"Jolie Bassette" stammt aus der Feder der kreolischen Fiddler-Legende Bois-Sec Ardoin, Großvater des heute äußerst populären Zydeco-Duos Chris & Sean Ardoin. Mitchell Reed, Geiger der Formation Charivari, offenbart in seinem Stil eine eingehende Beschäftigung mit den historischen Vorbildern, auch Bandkollege Randy Vidrine versetzt mit seinem hohen nasalen Timbre in den Gesang des frühen 20.Jahrhunderts zurück. Auch wenn die Musiker von Charivari als Traditionalisten gelten: ihre Version des Klassikers lebt von einer sprühenden Spontaneität, die in der Improvisation von Akkordeonist Zach Huval gipfelt.

Fiddler und Sänger Hadley J.Castille steht in der Tradition der Storytellers des Südens. In seinen espritgeladenen Versen kreiert er die kauzigen, aber dennoch alltäglichen Charaktere der Region - in "Beau Geste" ist dies ein umtriebiger Allround-Geschäftsmann, der sich erst als Barbier verdingt, dann in religiöser Kunst macht und schließlich zweifelhafte Medizin an den Mann bringen will. Castilles Fiddle-Stil speist sich aus dem Texas Swing.

Steve Riley And The Mamou Playboys zählen seit den späten Achzigern zu den populärsten Acts des südwestlichen Louisiana, sind aber ob ihrer Wandlungsfähigkeit auf der Bühne auch auf europäischen Festivals heißbegehrt. Ihr Repertoire lehnt sich zum einen an den traditionellen Cajun-Stil der Balfa Brothers an, kann aber unvermittelt in Rileys Eskapaden auf dem dreireihigen Akkrodeon mit Reverenz an Zydeco und aufgepeppten Swamp Pop explodieren. Mit "The Corner Post" grüßt Peter Schwarz, Bassist und Fiddler der Truppe (und nebenbei Sohn der Musikerin Tracey Schwarz) seinen Ziehvater Dewey Balfa.

Und jetzt ist es Zeit, das Klischee von Cajun als einer Macho-Domäne zu widerlegen! Marce Lacouture, vormals mit dem texanischen Songwriter Butch Hancock unterwegs, belebt auf ihrem Solo-Album "La Joie Cadienne" die Tradition der sogenannten home music der französischen Gemeinden Louisianas. Dieses meist a-cappella-geprägte Genre der Cajun-Frauen überführt sie mit Hilfe von prominenten Namen wie Sonny Landreth, Michael Doucet von Beausoleil und Christine Balfa in ausgereifte Arrangements. In "L'Oranger", der Geschichte über einen Orangenbaum und seine Besitzerin, erhalten wir eine fruchtige Kostprobe des Ergebnisses: traumhaft eleganter Vokalsatz vor wippendem Akkordeon und Fiddle.

Balfa Toujours sind nicht nur durch ihre Namenswahl eng mit dem Begründer des Cajun-Revivals, Dewey Balfa verbunden. Tochter Christine und Ehemann Dirk Balfa holen sich immer wieder Koriphäen des Zydeco und Cajun mit ins Boot, unter ihnen Mitglieder der Mamou Playboys oder den Neo-Traditionalisten Geno Delafose. "Les Tracas De Todd Balfa" bespiegelt in der cajun-eigenen Manier mit feiner Satire ein Erlebnis von Christines Cousin Todd, das am ehesten als kleines Eifersuchtsdrama mit anschließender Katerstimmung umschrieben werden kann.

Kenner der Balfa Brothers mögen sich noch an ihren Klassiker "Valse De Balfa" von 1974 erinnern, dem nun ein neuer hochinteressanter Anstrich verliehen wird. Ganz ohne Akkordeon und Fiddle gelingt es dem superben Gitarristen David Doucet (der jüngere Bruder von Michael) die Cajun-Harmonien aufs Fingerpicking zu übertragen. Unterstützt wird er kongenial durch Dobro-Künstler Josh Graves, bekannt durch Teaming-Ups mit Earl Scruggs und anderen Bluegrassern.

Eine andere als die gängige Note der Lafayette-Cajuns bringt Pott Folse ins Spiel. Eher country- und rockbetont ist das Repertoire des ehemaligen Detektivs, Bahnarbeiters und Verkäufers aus Raceland, der jetzt ein Aufnahmestudio betreibt. Für "Hey La Bas" hat der seit 40 Jahren im Musikbusiness tätige Veteran ein bekanntes Jazzstandard aus New Orleans in Cajun-Façon adaptiert, inklusive Slide-Gitarre und seinen Töchtern Debbie und Wendy im Backgroundchor.

Hinter den Cajun Playboys verstecken sich die Mitglieder der Mamou Playboys, die 1996 unter Pseudonymen ein Ableger-Album ohne ihren Akkordeonisten Steve Riley eingespielt haben. "Lafayette Breakdown" (aus der Feder von Terry Huval) ist eine enorme Geschicklichkeitsübung für den Akkordeonspieler, der das Stück zu einer Art Erkennungmelodie seiner Formation Jambalaya gemacht hat.

Und die Jambalaya Cajun Band beschließt unseren Ausflug durch die Bayous mit einem der Top Five-Titel aller Cajun-Bands. "Les Flammes D'Enfer" datiert bis aufs Jahr 1929 zurück, als es der kreolische Akkordeonist Douglas Bellard kreierte. Ein Song mit einem bitteren, dem Blues verwandten Text über den Wunsch, vor der Hölle bewahrt zu werden, der aber gegen Ende in pumpendes ekstatisches Ensemblespiel verfällt - wie geschaffen für das Ende einer wilden Cajun Dancehall-Night.

bereits erschienen:

Louisiana Gumbo

(9214-2)

Zydeco

(9209-2)

 

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