Miguel Angel Cortés

Patriarca

EXIL MUSIK 9557-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO


Innerhalb der Gemeinschaft der andalusischen Zigeuner meint der Begriff "patriarca" (dt.: Patriarch) den Älteren, dem man Respekt entgegenbringt und um Rat fragt. Der Patriarch wacht über das soziale Gefüge und die Gepflogenheiten in der Gemeinschaft. Miguel Angel Cortés' unmittelbarer Patriarch ist sein Vater Miguelón Cortés, ein unter den Gitanos hochgeschätzter Musiker und "patriarca", dem denn auch die Widmung des Albums gilt. Darüber hinaus findet man in der Person des Flamenco-Gitarristen Paco de Lucía einen weiteren Patriarchen im musikalischen Sinne: schließlich stand und steht der Weltstar Pate für die grundlegende Erneuerung des Genres Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre. Das geschah in einer Epoche, in der sich das diktatorische Franco- Regime in fast jeder Lebensfaser manifestierte. Noch vor dem geglückten Übergang zur Demokratie und der dann überbordenden künstlerischen Neuorientierung durch die als Movida bezeichnete spanische Jugendbewegung befreite Paco de Lucía den Flamenco aus der Schlinge des Traditionalismus.

Eine weitere Verbindungslinie zwischen Miguel Angel Cortés und Paco de Lucía weist ins Jahr 1994. Denn diese Jahreszahl markiert für Miguel Angel Cortés Sieg beim international renommierten "Paco-de-Lucía-Gitarren-Wettbewerb". Die Gitarre begleitet Miguel Angel Cortés allerdings schon durch frühere Lebensabschnitte. Mit acht Jahren beginnt der am 26. Januar 1972 im andalusischen Granada geborene Cortés das Instrument zu spielen. Bereits als Vierzehnjähriger führt ihn seine Profilaufbahn auf Tourneen durch ganz Europa, die Türkei, Japan und die USA. Dort begleitet er nicht nur herausragende Flamenco-Tänzer wie Mariquilla oder Manolete, sondern auch die Sängerin Estrella Morrente und den Sänger José de la Tomasa.

In jüngerer Zeit arbeitet Cortés insbesondere als Mitglied im Ensemble der Sängerin Carmen Linares, Kennern der Szene als Institution des Genres ein regelrechter Begriff. Gegenwärtig plant Cortés ein neues Projekt mit einer stattlichen Zahl von Kollegen, zu denen auch der Tänzer El Guito zählt, der über viele Jahre seine Beine für Paco de Lucía geschwungen hat.

Die Lücke zwischen Tradition und Evolution überbrückt Miguel Angel Cortés mit seinem Konzept der musikalischen Vielseitigkeit. Zunächst einmal setzt der Spanier konsequent auf ein akustisches Setup. Gegen mit beliebigen Gimmicks überladene Arrangements stellt Cortés die Sparsamkeit der Akzente. Jedes seiner Stücke erhält durch seine musikalische Imagination ein klangliches Eigenleben, sei es durch die eher unübliche Instrumentierung mit Tabla oder Darbuka ("Ai Likindoy"), durch die jazzige Note des Saxophonisten Agustín Carillo in der rhythmisch betonten Rumba "Kuriachi" oder durch die kammermusikalische Finesse von Violine und Cello in "La Puerta Del Sueño". Ohne ein marktschreierischer Neutöner zu sein, gelingt es Cortés beinahe beiläufig Neuland für das Genre zu gewinnen.

Miguel Angel Cortés' originelle Kompositionen bieten ohne Einschränkung Raum für technische Brillianz, aber für den Gitarrero ist der makellose Fingersatz auf dem Griffbrett maximal die halbe Miete. Denn eine erstklassige Technik, so Cortés, die könne sich jeder aneignen, wenn er denn täglich zwölf Stunden übt. Was wirklich zählt, ist die fast schmerzhafte emotionale Tiefe des Flamencomusikers, die Duende. Und Duende hat Miguel Angel Cortés ganz zweifellos.

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