Six Degrees presents:

Issa Bagayogo

Mali Koura

EXIL 91827-2 / LC 08972/ VÖ: 26.9.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO

Platz 1 der World Music Charts Europe September 2008!

“Er hat den westafrikanischen Groove radikal umgewandelt – wenn Issa spielt, stehen nur die Toten still.“ (fROOTS)
1. Sebero 4’20”/
2. Filaw 5’01” /
3. Poye 4’27” /
4. Tcheni Tchemakan 5’35”/
5. Dibi 4’22”/
6. Dunu Kan 6’11”
7. N’Tana 3’32“/
8. Ahe Sira Bila 4’53“/
9. Namadjidja 5’08”/
10. Fimani 4’30”/
11. M’Ba Fodi 4’03”
Texte: Issa Bagayogo/ Musik: Yves Wernert & Gael Le Billan

Ob nun die Griot-Klänge eines Toumani Diabaté, die Songs moderner Barden wie Habib Koité und Rokia Traoré oder der Afro-Pop eines Salif Keïta: Erreicht uns ein neues Album aus Mali, dann ist das immer wieder ein Grund die Luft anzuhalten und die Ohren zu spitzen – durch die zwei Dekaden, in denen das Bewusstsein der europäischen Hörer auf afrikanische Klänge gelenkt wurde, zieht sich dies als verlässliche Konstante. Neu hinzugetreten sind seit einigen Jahren jedoch die Sounds der Marke Electro, die Savanne-traditionen mit Clubflair vermählen. Der Vorreiter dieses Genre ist zweifels- ohne Issa Bagayogo. Nach einer kreativen Pause kehrt „Techno-Issa“ mit seinem vierten Opus zurück. Mali Koura ist seine bislang überzeugendste Schöpfung, die den afropäischen Ansatz mit verblüffender Konsequenz verfolgt.

Die Geschichte des Mannes bleibt rundweg erstaunlich: Er ist eines von vierzehn Kindern aus einer Farmer-Familie in Korin im südmalischen Wassoulougebiet. Die Buschharfe Kamalengoni und das Ur-Banjo Ngoni spielt er, wird langsam und allmählich zur lokalen Berühmtheit. Anfang der 1990er versucht er - schon dreißigjährig - sein Glück in der Hauptstadt Bamako, nimmt mit dem Franzosen Philippe Berthier, der dort die Bogolan Studios betreibt, ein paar Platten auf. Als diese floppen, gerät er in eine Abwärtsspirale: Er schlägt sich als Busfahrer durch, seine Frau verlässt ihn, er spricht den Drogen zu, kehrt in sein Dorf zurück. Aus eigener Kraft wird er clean und wagt 1997 einen erneuten Aufbruch in die Kapitale.

Der Tontechniker Yves Wernert und Moussa Koné, seines Zeichens Ex-Gitarrist von Ali Farka Touré, werden seine neuen Partner. Legendär die Anekdote, wie Issa an Hexerei glaubt, als er seine Stimme erstmals im elektronischen Kontext hört. Denn diesen hatte Wernert gewählt, um seine neue Vision mit dem kräftigen Organ des Wassoulou-Mannes zu realisieren. Es ist nicht nur die Geburtsstunde eines neuen Stils, sondern auch die des nicht mehr erhofften Karrieredurchbruchs Bagayogos. Das Album Sya avanciert 1999 zum Meilenstein moderner afrikanischer Musik und prägt mit seinen House-, Dub- und Trance-Beimischungen den Terminus Electro Bamako mit, klettert schließlich auf Nummer 1 in den Charts von Mali. „Techno-Issa“ wird von der Jugend des Landes zum neuen Helden erkoren, und bald werden findige Radiomacher von London über Paris bis Berlin auf ihn aufmerksam.

Der Rest ist Legende: Issa Bagayogo perfektioniert mit seinem Team den elektronischen Savannen-Sound, legt mit Timbuktu (Spitzenplatz der World Music Charts Europe im Februar und März 2002) nach: “Timbuktu ist sicherlich eines der wichtigsten Alben, das in den letzten Jahren in Afrika produziert wurde. Nach dieser Platte steht der Name Issa Bagayogo neben dem eines Youssou N’Dour, Ali Farka Toure oder auch Manu Dibango“, schreibt der Berliner Weltmusikjournalist Thorsten Bednarz über die Scheibe. Issa triumphiert beim WOMAD-Festival in Reading, wird Opener für Femi Kuti. Seine Vermählungen von Wassoulou-Tradition mit House und Funk werden immer schlüssiger, immer bezwingender, bis sie auf Tassoumakan (2004) einen vorläufigen Höhepunkt finden: Mit zehn Backgroundsängerinnen, spacigen Keyboards und bluesigen Riffs kommen nochmals mehr Zutaten zum betörenden Trunk hinzu.

Mit Mali Koura blicken Issa Bagayogo und Yves Wernert nun nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Afro-Electro-Arbeit weiter nach vorne. Die Trennung in Roots vom schwarzen Kontinent und moderne westliche Zutaten gehört nun endgültig der Vergangenheit an: Das Opus führt vor, wie die Symbiose zu einem „afropäischen“ Resultat geführt hat, und dies aus einer ganz neuen Perspektive bei den Aufnahmen. Paradoxerweise hat der Malier - entgegen den früheren Alben – die Tracks nicht zusammen mit seinem französischen Team entwickelt. Vielmehr legte er die malischen Fundamente, sprich Gesang und traditionelle Instrumente, im Garten und in der Küche von Wernerts Wohnsitz in Bamako. Dieses Basismaterial packte der Franzose in seinen Koffer, flog in seine erste Heimat und entwickelte es dort, im lothringischen Nancy weiter. Kollaboratoren wie der Multi- instrumentalist GAEL LE BILLAN standen ihm dabei mit Gitarre, Sax, Bass, Keyboard und Akkordeon zur Seite. Auch in Nancy kam man ohne großes, kommerzielles Studio aus – Mali Koura ist somit ein wahrhaftes Homebrew-OEuvre geworden.

Die heimelige Atmosphäre jedoch hört man der CD überhaupt nicht an – vielmehr ist es ein auffällig weltläufiges Werk geworden: Call and response-Gesänge zarter Frauen- stimmen und die trancehaften Loops der Kamalengoni sowie Marimba üben Eintracht mit House-Rhythmen. Subtile Electronica-Arbeit äußert sich in ohrwurmhaften und spleenigen Einwürfen auf dem Keyboard. Jazzige und reggaeartige Strukturen hat das Team parat, flirrende, obertonreiche Flöten sind genauso eingewoben wie funkige Fanfaren. Zwischendurch erzeugt eine bluesig-verhallte Gitarre im Verbund mit Hammond-Tupfern fast Südstaatenatmo. Und in allen Nummern fällt auf, wie versiert und flexibel Issas inzwischen sanftere Stimme geworden ist. Durchweg illustrer Natur sind die Wegbegleiter durch die Tracks: Der vom Nationalensemble Malis bekannte Flötist BA DIALLO ist im Boot, ebenso der französische Saitenmeister PASCALE HUBERT (von den Avantgarde-Rockern Double Nelson), Djembe-Champion ADAMA DIARRA (Kollaborator von Dee Dee Bridgewater) und Issas long time companion MAMA CISSOKO, als Gitarrist einst auch in Diensten von Ali Farka Touré.#

Mit seinem vierten Opus feiert der Afro-Elektro-Pionier seine erste Karriere-Dekade: Groovige, funkige und seelenvolle Tracks zwischen Busch und Boomtown für den afropäischen Hörer der Zukunft.

Anspieltipps:
- „Sebero“ (1): Stampfende House-Rhythmen vereinigen sich mit der Buschharfe, darüber schichtet sich eine kratzige E-Gitarre, Frauenchöre und catchy Keyboard-Riffs – der perfekte Opener!
- „Tcheni Tchemakan“ (4): Der balladeske Track mit seiner zyklischen Struktur ist eine Arrangement-Delikatesse: Sie wartet mit jazzig perlendem Piano, hintergründiger Tribalrhythmik, Issas überraschend softem Gesang und kaum merklichen Hörnereinwürfen auf.
- „Dunu Kan“ (6): Als „Mali-R&B“ könnte man dieses Kleinod bezeichnen: Im Tastenspiel und der James Brown-artigen Rhythmusgitarre offenbaren sich New Orleans- und Georgia-Laune, dazu treten swingende Drums und flinke Djembe, und Issas Vokallinien geben sich hier besonders wendig.

 

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