Putumayo presents:

Jazz & Blues Christmas

EXIL 91570-2 / LC 08972/ VÖ: 17.10.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. B.B. King: “Christmas Celebration” (B.B.King) 3’40”
2. Charles Brown: “Santa’s Blues” (Charles Brown) 3’25”
3. Randy Greer & Ignasi Terraza Trio: “Wrap Yourself In A Christmas Package” (C.Neely, N.Nath, Charles Brown) 2’29”
4. Emilie-Claire Barlow: “Santa Baby” (J.Javits, P.Springer, T.Springer) 3’11”
5. Ray Charles: “Rudolph The Red-Nosed Reindeer” (John D.Marks) 4’05”
6. The Ramsey Lewis Trio: “Here Comes Santa Claus” (Gene Autry, Oakley Haldeman) 2’41”
7. The Dukes Of Dixieland: “Merry Christmas Baby” (Johnny Moore, Lou Baxter) 3’43”
8. Topsy Chapman & Lars Edegran: “The Christmas Blues” (Sammy Cahn, David Jack Holt) 4’35”
9. Riff Ruffin: “Xmas Baby” (Nehemiah Ruffin) 2’24”
10. Mighty Blue Kings: “All I Ask For Christmas” (Ross Bon) 2’57”

Da es nicht auf der ganzen Welt zu Weihnachten schneit respektive Apfel, Nuss und Mandelkern gibt, sind Weihnachtsgefühle, besonders musikalische, auch nicht auf allen Breitengraden die gleichen. Trotzdem will man natürlich seiner Freude über das Christfest Ausdruck verleihen, wenn man aus Harlem, Chicago, dem Mississippi Delta oder New Orleans stammt. Seit mindestens einem halben Jahrhundert tragen Jazz und Blues schon zum Soundtrack eines gelungenen Weihnachtsfestes bei – nicht nur in Amerika. Putumayo lädt uns ein, Ohrenzeuge ganz besonderer, teils seltener Christmas-Songs zu werden, die aus verschiedenen Jahrzehnten stammen. Wir vernehmen die Kunde von einem Santa Claus, der den Blues hat, ein anderes Mal muss der Weihnachtsmann eine ganze Yacht durch den Kamin schaffen. Ray Charles holt das legendäre Rentier Rudolph in die Stube und B.B. King zelebriert seine Freude gleich mit einer ganzen Bigband. Daneben gibt es viel entdeckenswerte eher unbekannte Stimmen abseits des Weihnachts-Mainstreams. Und ganz en passant entrollt sich auch noch vor unseren Ohren, wie eng verzahnt die Geschichte von Jazz und Blues stets war. Garantiert keine Mucke aus der Spielzeugabteilung des Kaufhauses!

Auch im Mississippi-Delta wird Weihnachten gefeiert – davon erzählt einer der größten Blues-Veteranen der Welt, der dort aufgewachsen ist. B.B. KING war ursprünglich Discjockey im Memphis der 1940er und legte noch unter seinem eigentlichen Namen Riley B. King auf. „Beale Street Blues Boy“ wurde er damals genannt, was sich bald zu “Blues Boy” und schließlich zu “B.B.“ verkürzte. In den Fünfzigern startete seine Karriere, die in den beiden kommenden Jahrzehnten mehr als ein Dutzend Single-Hits hervorbrachte. Schließlich fand sich B.B. mit seiner Gitarre, die er zärtlich Lucille nennt, als Opener der Rolling Stones auf den Bühnenbrettern. Bis heute hält der Erfolg des Blues-Helden an, nicht zuletzt deshalb, weil sein Gitarrenspiel und seine Vocals zu den seelenvollsten im Genre gehören. Mit “Christmas Celebration” offenbart King, dass er auch eine Affinität zu jazzinfizierten Arrangements hegt: Ein ganzes Bigband-Orchester unterstützt ihn bei seinen Weihnachtsgefühlen aus dem tiefen Süden.

Speziell der Blues hat eine unüberschaubare Zahl von unsung heroes, CHARLES BROWN gehört zu ihnen. Der Texaner übte vor allem in der Frühphase des Rhythm & Blues großen Einfluss auf seine Kollegen aus: 1945 presste er mit den Three Blazers seinen ersten Hit Drifting Blues auf Platte, dem bis 1952 etliche weitere Chartbreaker folgten. Brown wurde mit seinem eleganten Stil, den man bald Night Club Blues nannte, Vorbild für Chuck Berry, Ray Charles und Elvis Presley. Seine warme Stimme, sein gefühlvolles Tastenspiel und sein Charisma haben auch später nichts von ihrem Zauber verloren, dem auch eine Bonnie Raitt erlag: Sie lud den Blueser als Opening Act für eine Tour ein. Auch beim Croonen eines Nikolaus-Liedes überzeugt der Altmeister: „Santa’s Blues“ ist gespickt mit kraftvollen Piano-Akkorden und wunderbaren Vokallinien.

Mit RANDY GREER betreten wir die Jazz-Sphäre: Sein Großonkel Sonny Greer nahm in der US-Jazzhistorie den ehrenwerten Platz des Drummers im Duke Ellington Orchestra ein, der Daddy besaß mit dem Soulville einen Jazzclub in San Francisco und zählte Dizzy Gillespie und Charles Mingus zu seinen Freunden. Kein Wunder, dass man in solch illustrer Umgebung selbst auf die Idee kommt, die Musikerlaufbahn einzuschlagen. Erfolgreich, wie sich bald zeigte: Über ein Jahr spielte Randy eine Show in Las Vegas, in der er die Songs von Nat King Cole auf die Bühne brachte. In den 1990ern siedelte er nach Barcelona über, wo er neue Kollegen fand – so zum Beispiel das Trio des blinden katalanischen Pianisten IGNASI TERRAZA, mit dem er in einen überschäumenden Swing ausbricht und voller Übermut ausruft: „Wrap Yourself In A Christmas Package!“ Das Stückchen wurde übrigens erstmals 1961 vom gerade eben gehörten Charles Brown aufgenommen.

Ebenfalls aus einer vergangenen Jazz-Ära stammt „Santa Baby“. Eartha Kitt sang es in den 1950ern mit ihrer unvergleichlichen Koketterie zuerst, dann wurde es unzählige Male gecovert, unter anderem von Marilyn Monroe, Madonna und Miss Piggy. Hier versucht sich EMILIE-CLAIRE BARLOW an dem Klassiker: Die Kanadierin stand bereits mit sieben Jahren für Fernsehen und Radio vor dem Mikro und übte sich im Piano-, Violinen- und Klarinettenspiel. Mit Jazzdrummer Brian Barlow, zugleich ihr Daddy, gründete sie 1997 die siebenköpfige Barlow Group. im Text soll der Weihnachtsmann Ringe, Diamanten, einen Sportwagen und gar eine Yacht den Kamin hinunter- schmuggeln. Wir müssen konstatieren: Ms. Barlow macht ihre Sache in der Rolle des “Luxusweibchens” in dieser Version des Christmas-Standards wirklich gut.

Der Erfinder des Soul darf in diesem festlich-launigen Stelldichein nicht fehlen: RAY CHARLES war bekannt dafür, mühelos zwischen Soul, Blues, Country und Jazz hin- und her zu schalten und immer wieder auch stimmungsvolle Songs der leichteren Gangart anzustimmen. So erzählt Brother Ray hier die Geschichte des chronisch verschnupften Schlittenrens, von „Rudolph The Red-Nosed Reindeer“, eines der beliebtesten Weihnachtslieder auf dem amerikanischen Kontinent. Das Rentier mit der roten Nase stammt aus einer Werbekampagne für den Montgomery Ward-Katalog in den 1930ern und kam 1944 gar zu Filmehren. Die bekannteste Version des im zugeeigneten Songs wiederum stammt von 1949, als der Westernheld Gene Autry, auch bekannt als „The Singing Cowboy“ sich ihrer annahm. Die Ray Charles-Interpretation mit schönen Gitarrensoli, fetzigen Hörnern und soulig kreisenden Chören am Ende bringt ein bisschen Würze in den Abend unterm Weihnachtsbaum.

RAMSEY LEWIS aus Chicago hat es im Laufe seiner Karriere immer wieder verstanden, sowohl Jazz-, als auch Blues- und sogar Pop-Hörer anzuziehen. Der Pianist, der unter anderem auch mit dem späteren Earth, Wind & Fire-Gründer Maurice White in seinem Trio musizierte, wurde vor allem mit seinen beiden Alben The In Crowd und Hang On (1965) weltweit bekannt: Sie waren dafür verantwortlich, dass man ihn als den Erfinder des Soul Jazz etikettierte. Ein Jahr vor den Meilenstein-Scheiben nahm er bereits diese reizende Version von „Here Comes Santa Claus“ auf, in der er inspirierte Improvisationen über das Hauptthema ausbreitet – fast hört es sich so an, als wolle er die Schlittenglocken imitieren. Das Original der Nummer geht wiederum auf das Konto des singenden Cowboys Gene Autry. Der hatte die Idee zum Song, als er 1947 bei der jährlichen Santa Claus Lane Parade in Hollywood ein Kind hörte, das ihm zurief „Hier kommt der Weihnachtsmann!“

Diesen Adeligen sind wir schon auf Putumayos New Orleans Christmas-Scheibe begegnet. THE DUKES OF DIXIELAND können auf sechzig Jahre Karriere zurückschauen und haben sich über Jahrzehnte verdient gemacht um das Revival des New Orleans Jazz. Gegründet wurden sie vom Italo-Amerikaner „Papa“ Jac Assunto und seinen Söhnen Frank und Freddy. Ihr Siegeszug begann auf der Bourbon Street und führte schließlich bis in die Popcharts. Die heutige Formation besteht aus gänzlich anderen Mitgliedern, führt jedoch das Dixie-Erbe fort. “Merry Christmas Baby”, aus der Feder des uns schon bekannten Charles Brown, featuret den alten Blues-Haudegen LUTHER KENT, ebenfalls aus New Orleans. Er fügt den hitzigen Bläsern noch ein zünftiges Shouting hinzu.

Wir bleiben in der Crescent City und machen einen Besuch bei der dort überaus beliebten Sängerin TOPSY CHAPMAN und dem Bandleader LARS EDEGRAN. Chapman kommt vom Gospelgesang der Baptistenkirchen, Edegran kommt aus Schweden – dass sie sich gefunden haben ist ein Glücksfall für die Stadt. Nach diversen Kellnerjobs auf der Bourbon Street arbeitete sich Topsy bis zum Broadway vor. Dort konnte sie – schon zusammen mit dem Schweden - in den 1980ern Erfolge verzeichnen, als sie am Musical One Mo’Time teilnahm. Edegran, ein Mitbegründer des New Orleans Ragtime Orchestra, wohnt seit 1966 in der Stadt, der Enthusiasmus für ihre Musik hatte ihn aus seiner skandinavischen Heimat dort hin getrieben. Dass er im Laufe von vier Dekaden zum Meisterarrangeur wurde, dem man seine schwedische Vergangenheit gar nicht mehr anmerkt, beweist die klassische, langsame Bluesnummer „The Christmas Blues“ – unter seinem Taktstock hat der Klarinettist Evan Christopher alle Zeit der Welt für ein wunderbar vollmundiges Solo.

Nun wieder etwas zackiger: RIFF RUFFIN ist ein vergessener Star der 1950er und 60er, aus der Blütezeit der kleinen Labels, die für eine schwarze Hörerschaft Blues, R &B und Doo-Wop auf Vinyl pressten. Ruffin, ein enger Bekannter der Slidegitarrenlegende Elmore James, sang unter anderem für den charismatischen Plattenproduzent Bobby Robinson, der bis vor kurzem noch den Laden Bobby’s Happy House im Herzen von Harlem führte. „Xmas Baby“ ist ein Klassiker aus den Fünfzigern, den Ruffin hier mit einem harschen Timbre intoniert, unverkennbar im Gospel wurzelnd.

Royal steuert die Weihnachtsparty ihrem Ende entgegen, diesmal wieder mit Weihnachtsfans der Neuzeit. 1994 gründeten sich die MIGHTY BLUE KINGS im Zuge des Swing-Revivals in den USA. Die Spezialität der „blauen Könige“ ist der Jump Blues, der in den 1940ern aus der Verzahnung von Jazz- und Blues-Elementen entstand. Leader Ross Bon hat sein Rüstzeug von Veteranen der Chicagoer Blues-Szene mitbekommen, was man der flotten Nummer “All I Ask for Christmas” anmerkt: Heiße E-Gitarren-Tupfer, ein leichtfüßiger Groove und ein nicht gerade zimperlicher Bläsersatz mit besonders kantigem Sax beweisen, dass Weihnachten alles andere als bräsig sein muss.

Vom Swingen unter dem Christmas Tree übers Kokettieren mit dem Zipfelmützenträger bis zur Hege und Pflege eines gediegenen „Christmas Blues“: Aus afro-amerikanischem Hörwinkel werden die Festtage gleich viel spannender.

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