Putumayo Presents:

Acoustic France

 

EXIL 91560-2 / LC 08972/ VÖ: 22.8.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Les Escrocs: “Assedic” (Eric Loutis)
2. Thomas Dutronc: “J’Suis Pas d’Ici” (Thomas Dutronc)
3. Sandrine Kiberlain: “Le Quotidien” (Sandrine Kiberlain/Pierre Souchon)
4. Pascal Lejeune: “Bilingue in Paris” (Pascal Lejeune)
5. JP Nataf: “Mon Ami d’en Haut” (JP Nataf)
6. Constance Amiot: “Clash Dans Le Tempo” (Constance Amiot)
7. Gordon Sanchez: “Les Aleas de L’Hiver” (Delfarguiel/Levaux))
8. Carla Bruni: “Raphael” (Carla Bruni)
9. Rose: “Sombre Con” (Keren Rose)
10. Gérard Pitiot: “Couplet de la Rue de Bagnolet” (Robert Desnos)
11. Romane: “Passion” (Tony Murena)
12. Rupa & the April Fishes: “Maintenant” (Rupa Marya)

An Frankreichs Gestaden ging Putumayo schon wiederholt erfolgreich vor Anker und lässt seine Hörer immer wieder gerne im savoir vivre schwelgen. French Café und Paris sind wunderbare Highlights im Katalog des bunten Labels, entführen uns in die Welt französischer Lebenskunst mit feingewobenen und verrückten Chansons, beschwingten Walzern und munterer Musette sowie entdeckenswerten zeitgenössischen Tönen unseres Nachbarns. Diesmal haben sich die Kompiler ganz der intimen Liedkunst à la française verschrieben und zeigen uns, wie der Franzosen liebstes Kind, der Chanson, sich zum einen aus seinem Erbe von Brel und Brassens bedient, sich andererseits aus überseeischen Quellen wie Bossa und Pop speist. Das zarte Akustik-Band, dass der Chanson hier flattern lässt, erstreckt sich von ehemaligen Filmstars und Fotomodels über anarchische und surrealistische Poeten bis zu Bewunderern französischer Töne aus der Neuen Welt.

Madame Sarkozy alias Carla Bruni lässt ihre fragil dahingehauchte Songkunst ertönen und Sandrine Kiberlain becirct ebenso gekonnt die Gehörgänge mit einem Liebeslied. Les Escrocs verpacken ihren Zynismus über die Arbeitslosigkeit in eine elegante Bossa Nova, Rose rechnet unorthodox mit einem Lover ab und Gérard Pitiot vertont ein surrealistisches Poem von Robert Desnos. Aus der Ferne grüßen die US-Inderin Rupa Marya, Überraschungs-Newcomerin aus San Francisco und ihre April Fishes mit frankophilen Klängen, sowie der Kanadier Pascal Lejeune mit einer nostalgischen Seine-Szenerie. Constance Amiot profitiert von ihrem Afro- und US-Erbe, Astier und seine Frères Sakarine besingen verschmitzt Pilze und die Seife von Marseille, während JP Nataf als Ex-Rocker in den Schoß zarter Liedkunst zurückgekehrt ist. Als direkter Chanson-Erbe kapriziert sich Thomas Dutronc auf Gypsy-Anleihen, denen der Gitarrist Romane wiederum völlig verfallen ist. Und eine echte Entdeckung sind die mittlerweile wieder auseinander gegangenen Jungs von Gordon Sanchez.

Und als besonderes Schmankerl hat der französischen Drei-Sterne-Koch Michel Troisgros (La Maison Troisgros, Roanne/Loire) ein Originalrezept für die Liner Notes kreiert: die Sifflets De Sole À La Banane Et Citron Vert (Seezungen-Sifflets mit Banane und Limone), eine passende Abrundung des geschmackvollen Melodie-Menües, das „Acoustic France“ serviert. Ein Teil der Erlöse aus dieser CD geht an La Chaine de l’Espoir. Die Non-Profit-Organisation kümmert sich um unterprivilegierte Kinder aus Drittweltländern, die keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben und mit schweren Verwundungen oder Krankheiten ohne Behandlung oder Operation dem Tod geweiht wären. Die Arbeit der “Kette der Hoffnung” basiert auf einem internationalen Netzwerk, das von einem multinationalen Team aus Chirurgen, lokalen Medizinern und Krankenhäusern gebildet wird. In den letzten 20 Jahren konnten so mehrere Zehntausend Kinder von ihrer Hilfe profitieren und Hunderte Menschen im Gesundheitsbereich ausgebildet werden. www.chainedelespoir.com

Mitte der 1990er brachten LES ESCROCS (die Hochstapler!) eine ganz neue, frische Qualität in den französischen Chanson. Wie viele ihrer Pariser Kollegen gingen sie zunächst durch die harte Schule der Straßenmusik und des Musizierens in der Metro, bis sie zum beliebten Act bei Partys wurden und schließlich, nach 10 Jahren intensiver Kleinkunsterfahrung, 1994 ihr erstes Album aufnahmen. In ihren Songs tupfen sie Soul, Reggae, Jazz und Latin auf die französischen Klänge auf und würzen dies alles mit einer ordentlichen Prise Sozialkritik, die stets mit einem Häubchen Humor gekrönt wird. „Assedic“ ist der Startpunkt ihrer Plattenkarriere, markiert die elegante frankophile Bossa Nova doch die erste Singleauskopplung des Trios. Der Titel steht für die „Association pour l‘emploi dans l‘industrie et le commerce“, jene Institution, die in Frankreich über die Vergabe von Arbeitslosengeld entscheidet. Les Escrocs besingen hier süffisant die Thematik der „sozialen Hängematte“: „Assedic, ich schreibe dir von Zeit zu Zeit, du tätigst Überweisungen direkt auf meine Insel mit deinem Freund, dem Mindesteinkommen“. Mit ihrem feinen Zynismus gelang den Escrocs damals ein richtiger Radiohit. Anmerkung am Rande: Mit den Mali-Rappern gleichen Namens haben die Pariser nichts zu tun!

Natürlich wird auch im Chanson die musikalische Begabung durch die Gene weitergereicht. Dass THOMAS DUTRONC sie im Blut hat, verwundert nicht: Seine Maman ist die elfenhafte Genre-Ikone Françoise Hardy, sein Papa der Sänger und Leinwandheld Jacques Dutronc, der einst Chanson-Historie schrieb mit seiner Hymne „Paris S’Éveille“. Filius Thomas ist ein Spätzünder: Erst mit 34 spielte er seine erste Scheibe ein, zeigt sich außer von seinen Eltern fast noch mehr beeinflusst von den Gypsy-Klängen eines Django Reinhardt. Demzufolge heißt seine 2007er-CD auch Comme Un Manouche Sans Guitare (Wie ein Gypsy ohne Gitarre), und auf diesem Werk beweist er ein verblüffendes Talent für Ohrwürmer. „J’Suis Pas d’Ici“, eine sorglos dahinswingende Nummer stammt aus dieser Scheibe: „Hallo schöne Frau, ich bin nicht hier aus der Gegend, ich bin ein Musiker, in der einen Nacht ein König, in der nächsten ein Hund, es stimmt, ich bin nicht immer einfach.“

SANDRINE KIBERLAIN steht in einer langen „Erbfolge“ von Sängerinnen, die sich vor ihrer Karriere im Tonstudio als Filmstars etabliert hatten. Brigitte Bardot stand am Anfang dieser Linie, die später mit klangvollen Namen wie Jane Birkin, Vanessa Paradis und Charlotte Gainsbourg fortgeführt wurde. In mehr als 40 Filmen konnte man Madame Kiberlain bewundern, bevor sie 2005 erstmals ans Mikro trat. Mittlerweile hat sie zwei Alben veröffentlicht, und hier können wir ein Lied aus ihrem Debüt namens Manquait Plus Que Ca... vernehmen: „Le Quotidien“ ist eine luftige, folkige Miniatur, in der Sandrine mit fließendem Timbre davon singt, wie sie der Alltag anödet, es sei denn, er ist von trauter Zweisamkeit mit ihrem Liebsten erfüllt: „Ich liebe diese alltäglichen Wiederholungen und Gewohnheiten nicht, aber jeden Tag mit dir zu sein bedeutet, dass der Alltag immer etwas Neues ist.“

Gerade hat Putumayo mit der Scheibe Québec den 400. Geburtstag der franko- kanadischen Stadt gefeiert. Die Fährte, die damit gelegt wurde, erweist sich als sehr ergiebig, denn auch zum akustischen Spektrum französischer Musik trägt nun ein Acadian, also ein Kanadier französischer Zunge sein Scherflein bei: PASCAL LEJEUNE stammt aus der Provinz New Brunswick in Ostkanada und hat dank seiner Originalität im Wortwitz und melodischer Erfindungskraft schon Vergleiche mit dem großen Georges Brassens heraufbeschworen – und das, obgleich er nicht einmal originärer Franzose ist! Wie tief der Nachwuchsstar aus der Neuen Welt dem Geist Frankreichs verpflichtet ist, lässt sich auf seinem Album Le Commun Des Bordels nachhorchen, das voll mit bistrokompatiblem Material ist. „Bilingue in Paris“ ist ein besonders treffliches Exemplar dafür, beherbergt es mit der Klarinette und dem Akkordeon doch zwei urfranzösische Instrumentaltugenden. Das Lied erzählt ein wenig wehmütig von einer verflossenen Liebesgeschichte, die sich an den Ufern der Seine im Regen abspielte.

Eine gute Adresse für jeden Fan guter französischer Rockmusik der 1980er und 90er waren Les Innocents, die sich damals enormer Beliebtheit im ganzen Land erfreuten. Ein Abtrünniger der Band ist JP NATAF: Kürzlich hat sich Nataf mit Olivier Libaux zusammengetan. Aus der Liaison entstand das Projekt Imbécile, das es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Musik und Satire zu verknüpfen. Der Altrocker ist etwas sanfter geworden, wie sein Werk von 2004 mit dem Titel Plus De Sucre zeigt, das auf dem führenden Label für progressiven Chanson, Tôt Ou Tard herauskam. In „Mon Ami d’en Haut“ lassen sich Anklänge an die Songschmiede von Lennon & McCartney nicht verleugnen – gepaart mit Versen, die einem verflossenen Freund gewidmet sind.

Fern der Heimat, in der Elfenbeinküste, ist CONSTANCE AMIOT während ihrer ersten Lebensjahre aufgewachsen, bevor sie in die USA, nach Maryland kam. Erst mit 22 entschloss sie sich als Kind französischer Eltern, die Rückbindung zu ihrem Erbe zu suchen und ging nach Paris. Zu dieser Zeit hatte sie zwar schon Erfahrungen als Clubmusikerin in Amerika gesammelt, doch erst in der „alten neuen“ Heimat verfolgte sie ihre Karriere mit Ernsthaftigkeit. Nach einigen Demo-Versuchen landete sie schließlich beim Verlag Tôt Ou Tard, dem Gütesiegel für modernen Chanson. Und so können wir heute einen Outtake aus ihrem Album Fairytale von 2007 genießen: Auf dieser Scheibe macht sich Amiot ihre wechselvolle Vita zunutze und findet ihre eigene Sprache irgendwo in der Mitte zwischen Tracy Chapman, französischem Chanson und Afro-Einflüssen. Kein Wunder, dass im munter swingenden „Clash Dans Le Tempo“ auch kleine Einflüsse aus Soul und Funk hervorlugen.

GORDON SANCHEZ, so sollte man vermuten, ist ein Musikant mit Latin-Background, doch da befindet man sich auf dem Holzweg. Es ist vielmehr der Name einer Band, die an der französischen Küste zusammenfand. Da ist es nur konsequent, wenn man sein Debütalbum À La Plage (Am Strand) nennt. Die Scheibe kam 2004 heraus und siedelt an den Schnittpunkten von Chanson, Bossa und US-Folk. Gordon Sanchez erspielten sich durch exzellente Live-Qualitäten eine große Fangemeinde, die umso enttäuschter war, als die vielversprechende Gruppe schon nach drei Jahren wieder auseinander ging. Schuld an der Auflösung war die Einstellung ihres Labels. Würdigen wir ihren Ruhm nochmals mit einem Stück, das sinnbildlich stehen kann für ihr Schicksal, „Les Aleas de L’Hiver“ (“die Ungewissheiten des Winters“).

Als First Lady von Frankreich hat sie in den letzten Monaten mehr Schlagzeilen gemacht als in ihrer eigentlichen Domäne, dem Chanson. CARLA BRUNI stammt aus nicht gerade unvermögenden italienischen Verhältnissen, verdiente sich in Paris aber gleichwohl durch ihre Jobs als Model noch ein kleines Zubrot. Als Begleiterin von Mick Jagger, Eric Clapton und Kevin Costner wurde sie gesehen, bis sie sich schließlich für Herrn Sarkozy entschied. Zuvor schon hatte sie vom Rampenlicht der Fotosessions ins eher gedämpfte Licht der Aufnahmestudios gewechselt: 2002 veröffentlichte sie zur Überraschung der Weltöffentlichkeit ihr Debüt Quelqu’un M’a Dit, ein Millionseller, den sie ihrem berühmten Namen genauso zu verdanken hat wie ihren unbezweifelbaren Qualitäten als hauchende Chanteuse. „Raphaël“ ist eine Widmung an den französischen Philosophen Raphaël Enthoven, zugleich Vater von Brunis Sohn Aurélien. Und somit wird in dieser sanft dahinschwebenden Ballade eine Erinnerung wachgerufen an die prä-sarkozischen Tage der Bruni.

Keren Meloul heißt sie bürgerlich, aber ROSE ist ihr schlichter und zugleich so duftender Name als Chanteuse. Als große Einflüsse auf ihre Karriere gibt die Dame Janis Joplin, Joni Mitchell und Rickie Lee Jones an, auch Bob Dylan und Neil Young. Obwohl sie also unverkennbar eine Schwäche für Country, Folk und Rock hat, bescheinigen Kritiker der Frau aus Nizza die Nähe zu Keren Ann und Carla Bruni. Mit 28 Jahren veröffentlichte sie 2006 ihr Debüt - der Start in eine recht erfolgreiche Laufbahn beim französischen Publikum. Obwohl „Sombre Con“ eine eher fröhliche Melodie offenbart, versteckt sich im Text eine bittere Abrechnung mit einem Liebhaber, der seine Holde gar nicht sanft behandelt hat.

Die Spezialität von GERARD PITIOT ist es, Texte seiner Lieblingspoeten aus Frankreich, Afrika und der Karibik mit eigener Musik zu kombinieren. 1998 nahm der Songwriter seine Tätigkeit auf, hat sich mittlerweile mit sechs Alben in die erste Liga der Chansonniers geschrieben und gilt als würdiger Nachfolger von Jacques Brel und Georges Brassens. Für „Couplet de la Rue de Bagnolet“, einen beschwingten Walzer, hat Piniot auf Dichtung des Surrealisten Robert Desnos zurückgegriffen. Desnos war Mitglied der französischen Résistance während des Zweiten Weltkriegs und starb kurz nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Theresienstadt. „Die Sonne der Rue Bagnolet ist unvergleichbar“, heißt es im Text, „sie badet in den Strömen, sie striegelt sich mit einem Eimer. Aber wenn sie meine Schultern streichelt, dann ist er es und kein anderer.

“ROMANE ist einer der größten Stars der Manouche-Szene, wie die Gypsys im Süden Frankreichs genannt werden – und dies obwohl der bürgerlich als Patrick Leguidcoq Geborene kein Gitan-Blut aufweist. Schon mit 13 beherrschte er das Piano und wechselte zur Gitarre, ganz in der Tradition seines Vaters und Großvaters. Dies war auch die Zeit, als er Kontakte zu den Manouches knüpfte, die auf dem Pariser Flohmarkt Clignancourt spielten. Bald trat er in die Fußstapfen von legendären Musikern wie seinem großen Idol Django Reinhardt. „Passion“ ist aus seinem Album Impair & Valse ausgekoppelt und offenbart zum einen die brennende Leidenschaft für die Musik der Gypsys, zum anderen hat es sich mit Leib und Seele den Walzern verschrieben, die während der Blütezeit der Pariser Music Halls en vogue waren. Komponiert wurde die Perle von Tony Muréna, eine der führenden Figuren der Musette der 1940er.

Nochmals schweifen wir in die Ferne: In San Francisco sorgen derzeit die polyglotte US-Inderin RUPA MARYA und ihre Combo THE APRIL FISHES mit einem unvergleichlichen Musiktheater für Überraschungen: Gypsy Swing, Texmex, Balkaneskes, Chanson, Latin Moods und American Folk finden sich darin, das Flair des kleinen Zirkus, des Moulin Rouge und der großen weiten Welt. Damit bilden sie die Vita von Rupa spiegelbildlich ab: Ihre Familie stammt aus dem Punjab, aufgewachsen ist sie jedoch im Süden Frankreichs, bevor sie in die USA kam. Rupa erzählt in ihren Texten mit erotischem Hauch und mädchenhafter Unbekümmertheit von Straßencafé-Szenen in Paris, vom schmerzhaften Prozess des Songschreibens, wie Liebe seekrank machen kann und idiotische Regierungen ihrer Bevölkerung Angst einjagen – und für all diese Facetten hat sie das Französische als adäquates Ausdrucksmittel gewählt. In „Maintenant“ erzählt sie auf der Grundlage einer argentinischen Milonga davon, wie kurz das Leben ist und dass man die Gelegenheit zur Liebe beim Schopfe packen sollte.

Ein wunderschönes Panoptikum von edlen, hauchenden Damen und frankophilen Kosmopoliten:
Der französische Chanson feiert akustische Urständ’!

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