Putumayo Presents:
African Party
EXIL 91213-2 / LC 08972/ VÖ: 25.4.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO
1. Sekouba Bambino: “Famou (Remix Danse)”(Sekouba Bambino) 5’34”
2. Maciré Sylla: “Perenperen” (Macire Sylla, Cedric Asseo) 5’17”
3. BoPol Mansiamina: “Samba Samba” (BoPol Mansiamina) 4’38”
4. Oliver Mtukudzi: “Kunze Kwadoka” (Oliver Mutukudzi) 5’29”
5. Les Go de Koteba: “Tougna Fo (To Tell The Truth)” (Awa Sangho) 4’29”
6. Mapumba: “Mwafwako” (Mapumba) 3’09”
7. Kotoja: “Vami Duwe” (Danjuma Adamu) 5’19”
8. Chiwoniso: “Nguva Ye Kufara” (Chiwoniso Maraire) 4’33”
9. Louis Mhlanga: “Rhumba All The Way” (Orchestra Baobab, J. Indi, Louis Mhlanga) 5’39”
10. Bonga: “Mulemba Xangola” (Bonga) 5’20”
Vor 15 Jahren, am 13. April 1993, erschien mit World Vocal die erste Putumayo-Scheibe.
Das bunte Label darf also in diesen Tagen einen Geburtstag feiern, der für
jugendlichen Aufbruch, Ungezähmtheit und Lust steht. Was gäbe es treffenderes,
als diese runde Zahl mit einer Kollektion schwarzafrikanischer Feten-Musik
zu feiern, zu der Künstler aus den Anfangs-tagen des Labels, long time companions,
aber auch ganz neue Gesichter und Stimmen beitragen? Mit dabei sind die US-Nigerianer
von Kotoja, deren Konzert Labelchef Dan Storper 1991 erst zur Gründung von
Putumayo animierten. Dabei der zimbabwische Löwe Oliver Mtukudzi, der durch
seine Alben auf dem New Yorker Verlag ebenfalls eng mit der Familien- geschichte
verbunden ist. Dabei sind aber auch Stars wie der Guineer Sekouba Bambino
Diabaté oder Angolas Nationalinstitution Bonga nebst partytauglichen Neuentdeckungen
aus der DR Kongo, der Elfenbeinküste, Guinea und Südafrika. Sie alle bereiten
den festlichen Tanzboden zum 15jährigen Label-Leben, die gleichzeitig den
Charakter eines ausgelassenen Rückblicks und einer spannenden Vorschau hat!
Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf dieser CD geht an HopeHIV. Die Organisation
kümmert sich um Kinder, die beide oder einen Teil ihrer Eltern durch AIDS
verloren haben. Den Voll- und Halbwaisen in 400 Gemeinden in Südafrika, Tansania,
Kenia, Uganda, Lesotho, Malawi, Sambia, Swaziland, Zimbabwe und Botswana wird
durch verschiedene Maßnahmen geholfen. Dazu gehört die Erziehung durch Peer
Groups, die Betreuung von Straßenkindern und ihre Rückführung in die Heimatgemeinden
und die Schule, Unterstützung bei der Gründung von Existenzen, kreative Kunsttherapien
und die Suche nach Pflegeeltern. Weitere Informationen:
www.hopehiv.org
Er mag im Schatten seines Landsmanns Mory Kanté stehen, doch
von seiner Geschichte und auch seiner Stimme her muss sich der Guineer SEKOUBA „BAMBINO“ DIABATÉ aus Kitinya nahe der Grenze zu Mali wirklich nicht vor dem
berühmten Elektro-Griot verstecken. Seine Laufbahn fing schon im Teenager-Alter
an: Niemand geringeres als der Staatschef Guineas Sekou Touré selbst war derart
angetan von Diabatés Vokalkünsten, dass er seinen Protégé gleich in die Leadsänger-Position
des staatlichen Ensembles Bembeya Jazz hievte. Dort agierte schon ein anderer
Sekouba Diabaté als Gitarrist – also verpasste man dem Neuling den Beinamen
„Bambino“. Seine nächste Station war das schillernde afro-karibische Kollektiv
Africando, in dessen Reihen er immer wieder mit wunderbaren Salsanummern glänzte.
Seit den 1990ern ist Sekouba auch solo unterwegs und hat auf diesem Pfad mittlerweile
neun Alben eingespielt. Kein Wunder, dass er bereits als „nationaler Schatz
Guineas“ gilt. Aus seinem sehr abwechslungsreichen Werk Sinikan stammt der
Auftaktgeber zu unserer Party: „Famou“ thematisiert er die Stärke der Frauen
in der guineischen Gesellschaft und spricht ihnen seine Solidarität aus. Für
das knackig-funkige Arrangement zeichnet der Produzent François Bréant verantwortlich,
der schon vor gut 20 Jahren einem gewissen Salif Keïta den Afro-Pop-Weg bereitete.
Mit Klängen aus Guinea bleiben wir auf dem Dancefloor: MACIRÉ SYLLA stammt aus der Kapitale Conakry, hat durch etliche Kindheits-Jahre auf
dem Land jedoch auch wurzelreiche Bodenhaftung, denn dort lernte sie von ihrer
Großmutter traditionelle Lieder. Ganz im Gegensatz zu vielen Griots singt
sie nicht in der Malenke-Sprache: Ihre Heimat ist das Idiom Soussou. Am Anfang
ihrer Laufbahn stand das Band- und Dance Company-Projekt Soleil D’Afrique.
In Europa wurde ihre Stimme erstmals bekannt, als sie sie in den Reihen der
Gruppe Fatala erhob - und diese Combo hat ja immerhin 1993 auf RealWorld ein
Album veröffentlicht. Vier Jahre später begann Maciré ihren Soloweg: Mariama
hieß ihre erste Scheibe unter eigenem Namen. Drei Alben weiter und wir sind
beim 2005er-Release Massa, aus dem das swingende “Perenperen” ausgekoppelt
ist: “Mein Schatz, ich sehe dich nicht mehr, du bist verschwunden und mit
dir unsere Freundschaft“, beklagt sie zu einem ausgeklügelten Afropop-Setting.
“Samba Samba“ nennt sich unser nächster Titel, hat mit Brasilien
aber gar nix am Hut: Das Hoheitsgebiet des Gitarristen BOPOL MANSIAMINA ist vielmehr der Soukous, jener bezwingend elegante Rhythmus aus dem Kongo. Der
Saitenmeister stand während des letzten halben Jahrhunderts immer wieder im
Fokus kongolesischer Musikgeschichte. Schon 1949 wurde er an der Seite einer
weiteren Gitarren-legende, Papa Noël, Mitglied des Orchestra Bamboula. Seitdem
hat er mit Tabu Ley, Ray Lema und Sam Mangwana gearbeitet, um nur die bedeutendsten
Giganten zu nennen. Seit 25 Jahren lebt er nun in Frankreich, wo er die Quatres
Étoiles gegründet hat. Der Umtriebige setzte seine Kollaborationen fort und
schloss sich mit Künstlern wie Ricardo Lemvo und Mose Fan Fan zusammen. „Ihr
werdet vor Richtern bezeugen müssen, ihr werdet für eure Sünden bezahlen müssen,
also stoppt euer bösartiges Verhalten, liebe Freunde“, mahnt BoPol in diesem
relaxten Song. Womit wir auch die Eingangsfrage geklärt haben: „Samba“ heißt
in den Sprachen Lingala und Kikongo – neben etlichen anderen Bedeutungen -
nämlich nichts anderes als „bezeugen“ und (für seine Fehler und Missgriffe)
„bezahlen“.
Mit seinen Putumayo-Alben Tuku Music, Paivepo und Vhunze Moto
sowie seiner Collection ist der Löwe aus Zimbabwe einer der treuesten Begleiter
des Labels und war auch immer wieder auf den bunten Kompilationen zu Gast.
Natürlich hatte OLIVER MTUKUDZI schon zuvor eine bewegte Geschichte. In den
1970ern war er mit seinem Landsmann Thomas Mapfumo ein Teil der Wagon Wheels,
die musikalisch den Rebellen in den letzten Tagen Rhodesiens den Rücken stärkten.
Später gründete er seine Band Black Spirits, die ihn bis heute begleitet –
und mit ihnen formte er auch seinen einzigartigen Stil, die Tuku Music, aus
dem Klang-Vokabular seines Shona-Volkes, aber auch der Ndebele und Zulu. Chimurenga,
Jit, sowie Mbaqanga aus Südafrika sind nur einige der Zutaten seiner Songs,
die von seiner rauen und doch poetischen Stimme und seinen berühmten klickenden
Popcorn-Gitarrenlicks getragen werden. Dazu gibt er stets beißende oder lehrreiche
Lyrics, die von AIDS über Kritik am Mugabe-Regime bis hin zu erzieherischen
Fragen kein Thema auslassen. „Kunze Kwadoka“ stammt aus der Paipevo-Scheibe
und mahnt die Mädchen, vorsichtig im Umgang mit jungen Männern zu sein.
Zurück ins westliche Afrika: Zur Wahrung der Kultur malischer,
guineischer und burkinischer Einwanderer in der Elfenbeinküste wurde 1974
das Ensemble Koteba d’Abidjan aus der Taufe gehoben. Erheblich später, nämlich
zu Beginn der Neunziger, ergriff der Leiter Soulymane Koly die Initiative,
auch einen All Female-Zweig dieser Institution zu etablieren:
LES GO DE KOTEBA
(„go“ steht für „Mädchen“). Drei Heldinnen fronten die Combo, Awa Sangho,
Maate Keita und Alama Kante – und die hatten erstaunlicherweise zuvor überhaupt
keine musikalischen Erfahrungen. Der erzieherische Effekt der Truppe wird
von Maate Keita bestätigt: „Les Go sind eine Schule, in der wir nicht nur
gelernt haben, wie wir auftreten sollen, sondern uns auch das Lesen und Schreiben
angeeignet haben. Wir haben gelernt, unseren Wurzeln und unserem Afrikanischsein
treu zu bleiben.“ “Tougna Fo” “Die Wahrheit sagen”) ist das Uptempo-Auftaktstück
aus ihrer CD West African Feelings und stammt aus der Feder von Awa Sangho.
Sein Name ist schon mal göttlich: Dieu Merci MAPUMBA Cilombo
- mit diesen Attributen gesegnet wurde er 1980 im Kongo geboren. Sein Studium
führte ihn zunächst nach Sambia. Um seiner Passion, der Musik, nachgehen zu
können, entschied er sich dann jedoch für eine Übersiedlung nach Kapstadt.
Dort sog er alle möglichen Stile auf, begann die Rumba Congolaise seiner Jugend
mit südafrikanischem Klanggut und R&B zu verknüpfen. Nachdem der erkundungsfreudige
Youngster sich auch nach als TV-Moderator und Sound Engineer perfektioniert
hatte, erblickte 2007 sein Debütalbum das Licht der Welt. Mit dem Ohrwurm
„Mwafwako“ ehrt er auf Swahili seine Eltern, die unter schwierigsten Umständen
neun Kinder großgezogen haben - und lässt dabei keinen einzigen Namen und
Lebensweg seiner Geschwister im Text aus.
Diese Band rührt an die „Urzeit“ von Putumayo. Als Labelgründer
Dan Storper KOTOJA im Sommer 1991 bei einem Open Air-Konzert im Golden Gate
Park zu San Francisco hörte, keimte in ihm die Idee fürs bunte Label. Gegründet
wurde die US-nigerianische Combo von Babá Ken Okulolo, der auch schon in der
Band des Nationalhelden King Sunny Ade mit von der Partie gewesen war. Aufgewachsen
ist Okulolo im Fischerdorf Aladja, wo er tagtäglich große Prisen der traditionellen
Kultur mit der Meeresbrise einatmete. In seiner Studentenstadt Warri bekam
er dann Wind von altem Highlife, Jazz, R&B, afro-kubanischen und kongolesischen
Tönen. Mit Ade landete er dann schließlich auf einer Tournee in den USA, blieb
in Oakland hängen. Dort gründete er die multinationale Truppe, die auch Latinos
und Griechen beherbergt und infizierte die Bay Area mit dem packenden Mix
aus Highlife, Juju und Funk. “Vami Duwe” (“Lasst uns tanzen”) stammt von einem
der ersten auf Putumayo veröffentlichten Alben, Sawale. Der Song im Idiom
Ewe ermuntert, Alltagssorgen zu vergessen, aber auch das Lästern zu unterlassen.
Eine erneute Stippvisite in Zimbabwe: Die Zukunftssäulen der
dortigen Kultur werden durch eine charismatische Sängerin mitgetragen, die
Erbe und Moderne zeitgemäß bündelt. CHIWONISO Maraire ist die Tochter eines
Ethnomusikologen, der in Washington lehrte, und einer bühnenerprobten Musikerin.
Mit vier lernte sie bereits das Spiel auf dem heimischen Daumenklavier, der
Mbira, und nach der Rückkehr von den USA nach Zimbabwe schwang sich die junge
Dame zur Leadsängerin der Band A Peace Of Ebony auf. 1997 wagte sie den Schritt
zur Solokarriere - ihr Album Ancient Voices wurde gleich von Radio France
Internationale mit dem Prix Découvertes für den „besten neuen Künstler“ gekürt.
Auf Cumbancha, dem Label des Putumayo-Vize Jacob Edgar, wird im Sommer 2008
ein neues Werk aus ihrer Songschmiede erscheinen. Den Namen können wir schon
mal verraten: Rebel Woman. Und noch etwas mehr: Der hier ausgesuchte Track
„Nguva Ye Kufara“ („Zeit der Fröhlichkeit“) ist ein Vorgeschmack mit einer
schlüssigen, peppigen Koppelung von Mbira und E-Gitarre zu ihren seelenvollen
Vocals.
Zimbabwe zum Dritten: LOUIS MHLANGA hat sich fast unbemerkt
von uns Europäern zu einem der besten Gitarristen Südafrikas gemausert. Der
51jährige greift seit den 1960ern in die Saiten, damals noch mit Idolen wie
Jimi Hendrix, Led Zeppelin und den Beatles. Später hat er lokale Stile eingearbeitet,
und es gelang ihm gar, die Daumenklavier-Patterns auf die Gitarre zu transferieren.
Mhlanga war Kollaborator von King Sunny Ade, Oliver Mtukudzi, Habib Koité
und Vusi Mahlasela und jammte mit europäischen Jazzgrößen. Richtig in unser
Bewusstsein trat der mittlerweile in Südafrika Lebende mit der Scheibe World
Traveller (Sheer Sound)von 2006, die ein wahres panafrikanisches und karibisches
Panorama bietet: Auf der Gästeliste des entspannten Fusion-Albums stehen der
Jamaikaner Ernest Ranglin, die Südafrikanerin Busi Mhlongo und auch Malis
Hero Habib Koité. In „Rhumba All The Way“ sind es die eminenten Herren vom
senegalesischen Orchestra Baobab, die ihm Bigband-Backing geben.
Zum Ausklang kreolische Klänge: Der kratzstimmige BONGA ist
unbestritten das Symbol der Popmusikgeschichte Angolas. Als Leichtathlet begann
der Weg des 1943 als José Adelino Barceló de Carvalho Geborenen: Immerhin
lief er Landesrekord auf die 400 Meter. In den 1970ern bekamen andere Dinge
Priorität: Bonga engagierte sich für die Befreiungsbewegung, auf musikalischem
Wege. Das kostete ihn viel: 1972 musste er wegen seiner Aufmüpfigkeit ins
niederländische Exil gehen, spielte dort sein Debüt mit anderen Diasporakünstlern
ein. Auch nach der Unabhängigkeit blieb er ein kritischer Poet, wetterte gegen
Korruption und wurde zum Volksheld. Und er hat schon 1974 „Sodade“ aufgenommen,
jenes herzzerreißende Lied, das durch Cesaria Evora später berühmt werden
sollte. Mindestens dreißig Alben gehen bis heute auf sein Konto. Seine Liebe
gilt nicht nur der einheimischen, sondern auch der brasilianischen Musik,
was sich schon vor 30 Jahren überdeutlich zeigte, als er mit der Samba-Legende
Martinho Da Vila ins Studio ging. Es zeigt sich aber auch im elegant treibenden
„Mulemba Xangola“: Carlinhos Brown und Marisa Monte sind hier seine Partner.
Vom pumpenden Soukous über Mandinke-Pop und Highlife-Funk bis zur swingenden Semba vereinigt sich ein Kontinent, um dem bunten Label zur Birthday Party aufzuspielen.
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