PERET

Que Levante El Dedo

EXIL 901642 / LC 08972/ VÖ:27.4.2007 / DISTRIBUTION: INDIGO

Es ist gerade ein Jahr her, dass wir uns mit den PATRIARCAS DE LA RUMBA und ihrem famosen Album Cosa Nostra an den Pulsschlag der Rumba Catalana herangetastet haben. Die alten Herren aus Barcelona haben uns mit Witz und Verstand gezeigt, dass trotz aller wilder Mestizo-Moden in der Metropole die Ursubstanz katalanischer Energie noch mit ebenso ungezähmtem Feuer zuhause ist. Nun kommt der, dessen Namen selbst die Patriarchen ehrfürchtig nennen, der Übervater der Rumba, mit einem brandneuen Opus zum Zuge: Pedro Pubill Calaf, besser bekannt als Peret, hat in den 1960ern überhaupt erst dafür gesorgt, dass die Rumba mit ihren Einflüssen aus der Karibik und dem Rock so weltoffen wurde. Auf Que Levante El Dedo lässt der Altmeister die Funken der Gitanoseele sprühen und bietet uns zugleich eine Zeitreise zu den Roots der Rumba an.

Geboren wurde der Genre-Doyen in Mataró, einer Vorstadt Barnas in einer Gitano-Familie. Mit dem Vater zog er tuchhandelnd durch die Gegend, kommt herum bis auf die Balearen und offenbart von klein auf eine Liebe zur Gitarre und dem Gesang der Zigeuner. Folgerichtig also, dass er schon mit 12 ein Duo formt, das sich Los Hermanos Montenegro nennt und bei einem Kinderfestiva in Barcelona debütiert. Gleichzeitig nimmt er zuhause schon eine Platte auf, die jedoch als verschollen gilt. Stetig wächst sein Ruf in den 1950ern, während er in diversen Lokalen und Bars auftritt.

Als er Mitte der 1960er von der Gesangsbar El Duende unter Vertrag genommen wird bekommt seine Karriere einen deutlichen Schub. DJs spielen ihn zu mitternächtlicher Stunde plötzlich mit viel größerer Vorliebe als die englischen Songs. Und man kennt ihn schon als einen der Gitarristen aus dem berühmten Film Los Ta rantos (1963), jener Romeo und Julia-Story aus dem Gitano-Umfeld Barcelonas mit der legendären Carmen Amaya in der Hauptrolle – für Peret nur eine erste von etlichen Filmrollen während der nächsten Jahre. 1968 nimmt er “Una Lágrima” auf, einen seiner größ ten Hits – von nun an ist die Musik Perets in jeder Jukebox und Taverne, in jedem Radioprogramm und auf jedem Plattenspieler in Spanien präsent.

Perets Verdienst ist es, die Flamenco-Rumba zu einer universellen Sprache weiterentwickelt zu haben. In seinen Hits haben neben den Flamenco-Farben ebenso Mambo, kubanischer Son, Rumbas und Rock ’n’Roll Platz, verschmelzen zu einer neuen universellen Sprache. Dazu entwickelt er die als Ventilado r berühmt gewordene Spielweise seiner Sechssaitigen, die er wild kreisend durch die Luft schwingt und in unverwechselbar perkussiver Weise behandelt. Hits wie “Saboreando”, “Xaví” und “El Gitano Antón” durchziehen die Siebziger, “Borriquito” wird sogar ein internationaler Chartbreaker. Da mag es auch nicht mehr erstaunen, dass unser Señor 1974 für España selbst beim Grand Prix D’Eurovision mit seinem Lied “Canta Y Sé Feliz” antritt – und wäre Abbas “Waterloo” nicht gewesen, er hätte ihn sogar gewonnen.

Völlig unvorhergesehen sein neun Jahre währender Rückzug aus der Musik ab 1982: Peret geht ins Kloster und wimdet sein Leben exklusiv dem Glauben. Erst Anfang der Neunziger startet er ein Comeback mit eigener Plattenfirma, einen ersten, sehr öffentlichkeitswirksamen Auftritt hat er bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele von Barcelona 1992. Seitdem hat Peret auf seinen unermesslichen Plattenkatalog noch einige Scheiben draufgesetzt, als bisheriges Highlight sicherlich die Produktion King Of The Gypsy Rumba, das mit Gastauftritten von Sergent Garcia, David Byrne, Tonino Carotone, Fermin Muguruza, Dusminguet und Jarabe De Palo glänzen, die ihn alle bei Coverversionen seiner Hits unterstützen.

Que Levante El Dedo ist nun drauf und dran ein würdiger Nachfolger für dieses Werk zu werden, obwohl es gänzlich anders ausgerichtet ist. Peret führt uns zurück an die Wurzeln der Rumba Catalana: Gitarre und Stimme, Palmas (Händeklatschen) und Backgroundchöre sind die spar- und doch so wirksamen Zutaten. Nach eigenem Bekunden will der 72jährige mit den Mitteln moderner Studiotechnologie die Zeit wieder aufleben lassen, als er seine ersten Canciones auf Band bannte. Neben den alten Formen der Rumba begehren aber nach typisch Peretscher Integrationskraft trotzdem Son- und Samba- Einfärbungen und packend-poppige Texturen Einlass in die Arrangements.Zugleich beherbergt die Platte ein eindeutiges Statement, indem sich Peretgegen die Ausgrenzung der Prostituierten und der Gitans wendet, die Heucheleien der modernen Gesellschaft aufdeckt. Nicht umsonst übersetzt man den Albumtitel mit «Auf das man den Finger erhebe» In jedem der zehn Tracks lodert das Feuer des Aufbegehrens und der ungebrochenen Willenskraft eines Musikers, der schon über ein halbes Jahrhundert aktiv ist. Damit auch die kommende Generation über das Handwerkszeug für eine beseelte Rumba Catalana verfügt, hat er vorgesorgt. Sein Buch Biblia De La Rumba offenbart die Geheimnisse des Genres, das – und da wird der Patriarch nicht müde, sich zu verteidigen – seine alleinige Schöpfung ist. Wer dieses neue Werk hört, muss sich seinem Exklusivanspruch beugen.

Anspieltipps :
- Que Levante El Dedo (1), Tú Y Las Nubes (4), Son Para Tí (6), Pícara María
(7)

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