1. Big Al Carson with Lars Edegan and his Santa Claus Revelers:
"Santa Claus Is Comin' To Town " (Fred J. Coots/Gillespie Haven) 3'32"
2. James Andrews: "Christmas In New Orleans " (Sherman/Van Winkle) 4'08 "
3. Ingrid Lucia: "Zat You , Santa Claus ?" (Jack Fox ) 3'54"
4. Heritage Hall Jazz Band: "Silver Bells" (Traditional, arranged by Greg
Stafford) 4'03"
5. Banu Gibson & The New Orleans Hot Jazz: "I'll Be Home For Christmas " (Kim
Gannon & Buck Ram/Walter Kent) 2'42"
6. Papa Don Vappie's New Orleans Jazz: "Please Come Home For Christmas" (C.
Brown/G. Redd) 3'51"
7. Ellis Marsalis: "God Rest Ye Merry Gentlemen" (Traditional, arranged by
Ellis Marsalis) 3'07"
8. John Boutté: "White Christmas" (Irving Berlin) 3'09"
9. Topsy Chapman with Lars Edegran & his Santa Claus Revelers: "Have Yourself
A Merry Little Christmas " (Hugh Martin, Ralph Blane) 4'50"
10. New Birth Brass Band: "Santa's Second Line" (J. Andrews , K. James, C.
Hingle, K. Hunter) 4'14"
11. The Dukes of Dixieland: "Holiday Time In New Orleans" (The Dukes Of Dixieland)
4'01"
Den historischen und klimatischen Umständen ist es zu verdanken,
dass in New Orleans Weihnachten in ganz besonderer Weise gefeiert wird. Die
französischen Einflüsse halten die Tradition der “Fête des lumières” in Gang,
Millionen von Kerzenlichtern flackern im City Park und den Fenstern der Häuser,
in der Bayou-Region werden am Heiligabend Freudenfeuer angezündet. Reveillon-Menüs,
ebenfalls eine typische französische Tradition, beherrschen die Speisekarte
der Restaurants, die Gläubigen kommen in der St. Louis-Kathedrale im French
Quarter zusammen. Und genauso wie das religiöse Brauchtum seine Eigenheiten
besitzt, tut dies auch die Musik: Die Klassiker des Christmas-Repertoires
der Staaten erhalten hier unten im Süden einen ausgelassenen Anstrich aus
Jazz und R&B, werden humoresk und flott aufgepeppt. Santa Claus tanzt auf
der Street Parade, “White Christmas” wird in den Jazzclub verfrachtet und
die Silver Bells schaukeln mit den Trichtern der Trompeten um die Wette. Putumayo
lädt uns ein zu einer Weihnachtsfeier der unvergesslichen Sorte.
Putumayos Engagement für den Wiederaufbau
von New Orleans nach dem Hurricane Katrina ist noch immer in vollem Gang. Bisher
konnten über 200.000 Dollar aus den Erlösen der CD New Orleans (1/2005) an lokale
Wohlfahrtsverbände und Non-Profit-Organisationen gespendet werden, deren Ziel
die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Stadt ist. Ein Teil der
Erlöse aus dieser CD geht an New Orleans Area Habitat for Humanity, um deren
Musicians’ Village-Projekt zu unterstützen.
“Santa Claus Is Coming To Town”
ist einer der amerikanischen Weihnachts-hits schlechthin. Im New Orleans-Style,
mit fröhlich hineinposaunendem Blech, hüpfender Klarinette und stampfendem Groove
bekommt der Evergreen eine ganz eigene, südlich-würzige Note. Verantwortlich
für diese Jazz-Injektion ist der Pianist und Arrangeur LARS
EDEGRAN, der vor 40 Jahren von Stockholm nach New Orleans aufbrach. Ende
der 1970er machte er durch den Soundtrack zu Louis Malles Pretty Baby Furore,
in diese Zeit fällt auch seine grammy-nominierte Musikrevue One More Time, die
er in der Crescent City kreierte. Edegran sitzt hier für BIG
AL CARSON an den Tasten, einen warmherzigen und espritvollen Sänger,
der mit seinen Blues Masters vor der Katrina-Katastrophe regelmäßig in den Kneipen
der Bourbon Street auftrat.
Das Debüt des Trompeter und Sängers JAMES ANDREWS
trug den Titel Satchmo Of The Ghetto - und in der Tat, der Kosename scheint
nicht so weit her geholt, denn hier adaptiert er einen Song, der in der Version
von Louis “Satchmo” Armstrong um die Welt ging. “Christmas Time In New Orleans”
bietet Andrews hier in einer locker swingenden Version an, die sein Markenzeichen
recht schnell offenbart: Die nahtlose Vermählung von Jazz und R&B. Als Enkel
von Jessie Hill, der 1960 mit der R&B-Nummer “Ooh Poo Pah Doo” in den Charts
auftauchte, hat er dieses Genre verinnerlicht und kombiniert dazu den Gesangsstil
der Preservation Hall-Schule mit dem knurrend-rauen Trompetenton von Armstrong.
Swing-Jazz legt nun INGRID LUCIA bei der Weihnachtsparty
auf und interpretiert ebenso einen Klassiker von Louis Armstrong, der mit diesem
scherzhaften Song schon 1953 Erfolg hatte. Lucias Adaption von “Zat You,
Santa Claus?” hat allerdings einen ganz eigenen verführerischen Spin, der
sich aus einem gesunden Selbstbewusstsein der jungen Künstlerin speist. Bei
den Flying Neutrinos begann sie in den 1980ern ihre Karriere, damals hatten
bei der Jazz- und Blues-Combo aus New York noch ihre Eltern das Zepter in der
Hand. Als die jedoch nach Europa auswanderten, führte Ingrid mit ihrem Cousin
die Band weiter, zog nach New Orleans und entwickelte dort ihren Stil, der Swing
und Cabaret mit leichten Rock- und Country-Tupfern eint.
Die HERITAGE HALL JAZZ BAND ist benannt nach einem
Jazzclub, der im French Quarter bis in die 1970er als leicht modernisierte Variante
der Preservation Hall existierte. Sie agiert heute noch im Brennpunkt der New
Orleans-Jazz tradition und ist auch in Europa bestens bekannt. Ihr Leader Gregg
Stafford befindet sich in permanentem Bühnendialog mit anderen Größen der Stadt
wie dem Klarinettisten Dr. Michael White. Die Adaption des Christmas-Klassikers
“Silver Bells” wird hier von jeglichem Lametta-Kitsch befreit: Die springenden
Klaviertasten, Staffords nonchalante Vocals und die pustenden Blech-Akteure
verleihen dem Stück einen sympathisch wind-schiefen Charme.
Eigentlich war BANU GIBSON drauf und dran Tänzerin
zu werden. 1973 kam sie nach New Orleans und fand sich schnell inmitten der
Jazz-Szene mit ihrer Band NEW ORLEANS HOT JAZZ,
die später auchinternational tourte, teils im Teamwork mit ganzen Symphony-Orchestern.
Ihr Sound reflektiert Gibsons Spezialität: Die Unterhaltungsmusik der 1920er
bis 40er. So ist es für sie ein Leichtes, eine der beliebtesten 10 USWeihnachtsballaden,
“I’ll Be Home For Christmas” mit einem Swing-Glanz zu versehen, der sinnlich
und anrührend zugleich daherkommt.
Die Bewahrung des louisianischen Musikerbes haben sich zur Zeit etliche junge
Musiker auf die Fahnen geschrieben, und PAPA DON VAPPIE
zählt mit Leib und Seele zu dieser Fraktion. Seine Karrierestationen verlaufen
vom Bass-Spiel im R&B-Kontext über das Erlernen des Jazz-Banjos bis zur Allround-Persönlichkeit
als Bandleader, Arrangeur und Vokalist. Und auch bei ihm und seiner NEW
ORLEANS JAZZ BAND ist die weihnachtliche Heimfahrt Thema: “Please
Come Home For Christmas” aus der Feder von Charles Brown wurde als Hit
im Jahre 1961 verzeichnet und kann Cover-Versionen in Terrains verbuchen, die
man nicht vermutet hätte, nämlich bei den Eagles, James Brown und gar Jon Bon
Jovi. Die R&B-Legierung wird beim Papa weitestgehend abgekratzt und durch New
Orleans-typisches Old Time Jazz-Flair ersetzt.
Schon in den 1950ern und 60ern schwamm der Pianist ELLIS
MARSALIS gegen den Strom und legte ein Interesse am Modern Jazz an den
Tag, das für New Orleans eher untypisch war - etwa in einer Aufnahme mit Canonball
Adderley. Der Patriarch des Marsalis-Klans (alle seine vier Söhne, unter ihnen
Wynton und Brandon, sind heute ebenfalls Jazzmusiker) ist für sein komplexes
und doch durch und durch swingendes Spiel bekannt, das er auch in diesem Standard
offenbart: “God Rest Ye Merry Gentlemen” begeistert
durch die raffinierte Ausharmonisierung der Melodie und ihre anschließenden
Improvisations-Parts. Sohn Jason ist in diesem Piano Trio-Setting an den Drums
zu hören.
Der Weihnachts-Hit überhaupt und eine der meistverkauften Singles aller Zeiten
in der internationalen Popularmusik wird hier ebenfalls recht unorthodox dargeboten.
JOHN BOUTTÉ hat die Aufgabe übernommen, “White
Christmas” extra für diese Kompilation einen New Orleans-Touch zu verpassen
und tut das mit Bravour. Der Vollblutsänger mit der erwärmenden Stimme, die
zuweilen auch mit Harry Belafonte verglichen wird, stammt aus einer musikverrückten
Familie, seine Schwester Lilian Boutté reüssierte in Europa als Jazzchanteuse.
Seine Adaption des Klassikers groovt fernab von schmelzender Hitparadenmusik
und präsentiert jazzige Gitarrenlinien zu souligem Vokaleinsatz.
Nochmals greift der schwedische Wahl-Louisianer LARS EDEGRAN,
den wir schon vom Anfang unserer Christmasparty kennen, in die Tasten. Diesmal
begleitet er einen der Vokal-Lieblinge der Stadt, TOPSY
CHAPMAN. Die Dame aus Kentwood zählt den Gospelgesang der Baptisten-Kirchen
zu ihren frühesten musikalischen Erfahrungen, war eine singende Kellnerin auf
der Bourbon Street und schaffte es dann bis auf den Broadway. Als Gesangspartnerin
von John Boutté gastierte sie auch auf der Cubanismo-Produktion Mardi Gras Mambo,
die kongenial Kubanisches und Louisianisches verknüpft hat. In der guten alten
Slow Jazz-Manier greift Topsy “Have Yourself A Merry Little
Christmas” auf, kann aber in einigen seelenvollen Phrasen ihre Gospel-Herkunft
nicht verleugnen.
Als in den 1980ern eine neue Mode von New Orleans Besitz ergriff, war die NEW
BIRTH BRASS BAND im Zentrum des Geschehens. Dieser Stil äußert sich darin,
dass Brass Bands auf der Straße und im Quartier just for fun und zur Unterhaltung
der Umgebung spielten und moderne Elemente in den typischen Jazz der Crescent
City einbrachten, heutzutage bis hin zu Rap und HipHop. Der Produzent der New
Birth Brass Band ist kein geringerer als die zentrale Kreativgestalt der Stadt,
Allan Toussaint, und unter seiner Regie wurde der R&B-durchtränkte Sound der
blechernen Mannen geformt. “Santa’s Second Line” (die
Second Line sind die Leute, die einer paradierenden Musikgruppe folgen) zeigt
die Combo in ungebremster Spiellaune, angeheizt durch die Gesangseinlagen aus
der Kehle des uns schon bekannten James Andrews.
THE DUKES OF DIXIELAND beschließ en die Weihnachtsgrüße
mit einem traditionellen Stück – die Herren waren federführend bei der Wiederbelebung
des alten New Orleans Jazz, die von den 1940ern bis in die 60er andauerte. Die
Dukes zelebrieren die festive Saison der Stadt mit all ihren Völkchen: Die Cajuns
grüßen auf Französisch aus den Sümpfen, anschließend vereinigt man sich mit
einer “Second Line” (s. New Birth Brass Band!) auf
der Rampart Street des French Quarters, um schließlich im City Park bei einer
fulminanten Jam-Session zum Finale zu kommen.