Putumayo Present

NEW ORLEANS CHRISTMAS

EXIL 869702 / VÖ: 20.10.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Big Al Carson with Lars Edegan and his Santa Claus Revelers: "Santa Claus Is Comin' To Town " (Fred J. Coots/Gillespie Haven) 3'32"
2. James Andrews: "Christmas In New Orleans " (Sherman/Van Winkle) 4'08 "
3. Ingrid Lucia: "Zat You , Santa Claus ?" (Jack Fox ) 3'54"
4. Heritage Hall Jazz Band: "Silver Bells" (Traditional, arranged by Greg Stafford) 4'03"
5. Banu Gibson & The New Orleans Hot Jazz: "I'll Be Home For Christmas " (Kim Gannon & Buck Ram/Walter Kent) 2'42"
6. Papa Don Vappie's New Orleans Jazz: "Please Come Home For Christmas" (C. Brown/G. Redd) 3'51"
7. Ellis Marsalis: "God Rest Ye Merry Gentlemen" (Traditional, arranged by Ellis Marsalis) 3'07"
8. John Boutté: "White Christmas" (Irving Berlin) 3'09"
9. Topsy Chapman with Lars Edegran & his Santa Claus Revelers: "Have Yourself A Merry Little Christmas " (Hugh Martin, Ralph Blane) 4'50"
10. New Birth Brass Band: "Santa's Second Line" (J. Andrews , K. James, C. Hingle, K. Hunter) 4'14"
11. The Dukes of Dixieland: "Holiday Time In New Orleans" (The Dukes Of Dixieland) 4'01"

Den historischen und klimatischen Umständen ist es zu verdanken, dass in New Orleans Weihnachten in ganz besonderer Weise gefeiert wird. Die französischen Einflüsse halten die Tradition der “Fête des lumières” in Gang, Millionen von Kerzenlichtern flackern im City Park und den Fenstern der Häuser, in der Bayou-Region werden am Heiligabend Freudenfeuer angezündet. Reveillon-Menüs, ebenfalls eine typische französische Tradition, beherrschen die Speisekarte der Restaurants, die Gläubigen kommen in der St. Louis-Kathedrale im French Quarter zusammen. Und genauso wie das religiöse Brauchtum seine Eigenheiten besitzt, tut dies auch die Musik: Die Klassiker des Christmas-Repertoires der Staaten erhalten hier unten im Süden einen ausgelassenen Anstrich aus Jazz und R&B, werden humoresk und flott aufgepeppt. Santa Claus tanzt auf der Street Parade, “White Christmas” wird in den Jazzclub verfrachtet und die Silver Bells schaukeln mit den Trichtern der Trompeten um die Wette. Putumayo lädt uns ein zu einer Weihnachtsfeier der unvergesslichen Sorte.


Putumayos Engagement für den Wiederaufbau von New Orleans nach dem Hurricane Katrina ist noch immer in vollem Gang. Bisher konnten über 200.000 Dollar aus den Erlösen der CD New Orleans (1/2005) an lokale Wohlfahrtsverbände und Non-Profit-Organisationen gespendet werden, deren Ziel die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Stadt ist. Ein Teil der Erlöse aus dieser CD geht an New Orleans Area Habitat for Humanity, um deren Musicians’ Village-Projekt zu unterstützen.

“Santa Claus Is Coming To Town” ist einer der amerikanischen Weihnachts-hits schlechthin. Im New Orleans-Style, mit fröhlich hineinposaunendem Blech, hüpfender Klarinette und stampfendem Groove bekommt der Evergreen eine ganz eigene, südlich-würzige Note. Verantwortlich für diese Jazz-Injektion ist der Pianist und Arrangeur LARS EDEGRAN, der vor 40 Jahren von Stockholm nach New Orleans aufbrach. Ende der 1970er machte er durch den Soundtrack zu Louis Malles Pretty Baby Furore, in diese Zeit fällt auch seine grammy-nominierte Musikrevue One More Time, die er in der Crescent City kreierte. Edegran sitzt hier für BIG AL CARSON an den Tasten, einen warmherzigen und espritvollen Sänger, der mit seinen Blues Masters vor der Katrina-Katastrophe regelmäßig in den Kneipen der Bourbon Street auftrat.

Das Debüt des Trompeter und Sängers JAMES ANDREWS trug den Titel Satchmo Of The Ghetto - und in der Tat, der Kosename scheint nicht so weit her geholt, denn hier adaptiert er einen Song, der in der Version von Louis “Satchmo” Armstrong um die Welt ging. “Christmas Time In New Orleans” bietet Andrews hier in einer locker swingenden Version an, die sein Markenzeichen recht schnell offenbart: Die nahtlose Vermählung von Jazz und R&B. Als Enkel von Jessie Hill, der 1960 mit der R&B-Nummer “Ooh Poo Pah Doo” in den Charts auftauchte, hat er dieses Genre verinnerlicht und kombiniert dazu den Gesangsstil der Preservation Hall-Schule mit dem knurrend-rauen Trompetenton von Armstrong.

Swing-Jazz legt nun INGRID LUCIA bei der Weihnachtsparty auf und interpretiert ebenso einen Klassiker von Louis Armstrong, der mit diesem scherzhaften Song schon 1953 Erfolg hatte. Lucias Adaption von “Zat You, Santa Claus?” hat allerdings einen ganz eigenen verführerischen Spin, der sich aus einem gesunden Selbstbewusstsein der jungen Künstlerin speist. Bei den Flying Neutrinos begann sie in den 1980ern ihre Karriere, damals hatten bei der Jazz- und Blues-Combo aus New York noch ihre Eltern das Zepter in der Hand. Als die jedoch nach Europa auswanderten, führte Ingrid mit ihrem Cousin die Band weiter, zog nach New Orleans und entwickelte dort ihren Stil, der Swing und Cabaret mit leichten Rock- und Country-Tupfern eint.

Die HERITAGE HALL JAZZ BAND ist benannt nach einem Jazzclub, der im French Quarter bis in die 1970er als leicht modernisierte Variante der Preservation Hall existierte. Sie agiert heute noch im Brennpunkt der New Orleans-Jazz tradition und ist auch in Europa bestens bekannt. Ihr Leader Gregg Stafford befindet sich in permanentem Bühnendialog mit anderen Größen der Stadt wie dem Klarinettisten Dr. Michael White. Die Adaption des Christmas-Klassikers “Silver Bells” wird hier von jeglichem Lametta-Kitsch befreit: Die springenden Klaviertasten, Staffords nonchalante Vocals und die pustenden Blech-Akteure verleihen dem Stück einen sympathisch wind-schiefen Charme.

Eigentlich war BANU GIBSON drauf und dran Tänzerin zu werden. 1973 kam sie nach New Orleans und fand sich schnell inmitten der Jazz-Szene mit ihrer Band NEW ORLEANS HOT JAZZ, die später auchinternational tourte, teils im Teamwork mit ganzen Symphony-Orchestern. Ihr Sound reflektiert Gibsons Spezialität: Die Unterhaltungsmusik der 1920er bis 40er. So ist es für sie ein Leichtes, eine der beliebtesten 10 USWeihnachtsballaden, “I’ll Be Home For Christmas” mit einem Swing-Glanz zu versehen, der sinnlich und anrührend zugleich daherkommt.

Die Bewahrung des louisianischen Musikerbes haben sich zur Zeit etliche junge Musiker auf die Fahnen geschrieben, und PAPA DON VAPPIE zählt mit Leib und Seele zu dieser Fraktion. Seine Karrierestationen verlaufen vom Bass-Spiel im R&B-Kontext über das Erlernen des Jazz-Banjos bis zur Allround-Persönlichkeit als Bandleader, Arrangeur und Vokalist. Und auch bei ihm und seiner NEW ORLEANS JAZZ BAND ist die weihnachtliche Heimfahrt Thema: “Please Come Home For Christmas” aus der Feder von Charles Brown wurde als Hit im Jahre 1961 verzeichnet und kann Cover-Versionen in Terrains verbuchen, die man nicht vermutet hätte, nämlich bei den Eagles, James Brown und gar Jon Bon Jovi. Die R&B-Legierung wird beim Papa weitestgehend abgekratzt und durch New Orleans-typisches Old Time Jazz-Flair ersetzt.

Schon in den 1950ern und 60ern schwamm der Pianist ELLIS MARSALIS gegen den Strom und legte ein Interesse am Modern Jazz an den Tag, das für New Orleans eher untypisch war - etwa in einer Aufnahme mit Canonball Adderley. Der Patriarch des Marsalis-Klans (alle seine vier Söhne, unter ihnen Wynton und Brandon, sind heute ebenfalls Jazzmusiker) ist für sein komplexes und doch durch und durch swingendes Spiel bekannt, das er auch in diesem Standard offenbart: “God Rest Ye Merry Gentlemen” begeistert durch die raffinierte Ausharmonisierung der Melodie und ihre anschließenden Improvisations-Parts. Sohn Jason ist in diesem Piano Trio-Setting an den Drums zu hören.

Der Weihnachts-Hit überhaupt und eine der meistverkauften Singles aller Zeiten in der internationalen Popularmusik wird hier ebenfalls recht unorthodox dargeboten. JOHN BOUTTÉ hat die Aufgabe übernommen, “White Christmas” extra für diese Kompilation einen New Orleans-Touch zu verpassen und tut das mit Bravour. Der Vollblutsänger mit der erwärmenden Stimme, die zuweilen auch mit Harry Belafonte verglichen wird, stammt aus einer musikverrückten Familie, seine Schwester Lilian Boutté reüssierte in Europa als Jazzchanteuse. Seine Adaption des Klassikers groovt fernab von schmelzender Hitparadenmusik und präsentiert jazzige Gitarrenlinien zu souligem Vokaleinsatz.

Nochmals greift der schwedische Wahl-Louisianer LARS EDEGRAN, den wir schon vom Anfang unserer Christmasparty kennen, in die Tasten. Diesmal begleitet er einen der Vokal-Lieblinge der Stadt, TOPSY CHAPMAN. Die Dame aus Kentwood zählt den Gospelgesang der Baptisten-Kirchen zu ihren frühesten musikalischen Erfahrungen, war eine singende Kellnerin auf der Bourbon Street und schaffte es dann bis auf den Broadway. Als Gesangspartnerin von John Boutté gastierte sie auch auf der Cubanismo-Produktion Mardi Gras Mambo, die kongenial Kubanisches und Louisianisches verknüpft hat. In der guten alten Slow Jazz-Manier greift Topsy “Have Yourself A Merry Little Christmas” auf, kann aber in einigen seelenvollen Phrasen ihre Gospel-Herkunft nicht verleugnen.

Als in den 1980ern eine neue Mode von New Orleans Besitz ergriff, war die NEW BIRTH BRASS BAND im Zentrum des Geschehens. Dieser Stil äußert sich darin, dass Brass Bands auf der Straße und im Quartier just for fun und zur Unterhaltung der Umgebung spielten und moderne Elemente in den typischen Jazz der Crescent City einbrachten, heutzutage bis hin zu Rap und HipHop. Der Produzent der New Birth Brass Band ist kein geringerer als die zentrale Kreativgestalt der Stadt, Allan Toussaint, und unter seiner Regie wurde der R&B-durchtränkte Sound der blechernen Mannen geformt. “Santa’s Second Line” (die Second Line sind die Leute, die einer paradierenden Musikgruppe folgen) zeigt die Combo in ungebremster Spiellaune, angeheizt durch die Gesangseinlagen aus der Kehle des uns schon bekannten James Andrews.

THE DUKES OF DIXIELAND beschließ en die Weihnachtsgrüße mit einem traditionellen Stück – die Herren waren federführend bei der Wiederbelebung des alten New Orleans Jazz, die von den 1940ern bis in die 60er andauerte. Die Dukes zelebrieren die festive Saison der Stadt mit all ihren Völkchen: Die Cajuns grüßen auf Französisch aus den Sümpfen, anschließend vereinigt man sich mit einer “Second Line” (s. New Birth Brass Band!) auf der Rampart Street des French Quarters, um schließlich im City Park bei einer fulminanten Jam-Session zum Finale zu kommen.

 

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