Putumayo Presents

Blues Around The World

EXIL 8097-2 / LC 08972 / VÖ: 31.7.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

 

1.The Unseen Guest: “Listen My Son” (Declan Murray/Amith Narayan) 3’57”
2. Blues Etílicos: ”Canceriano Sem Lar” (Clínica Tobias Blues) (Raul Seixas) 2’59”
3. Big Mama and Victor Urís: “No Way Out” (Big Mama/Victor Uris) 3’27”
4. Jarabe De Palo: “La Flaca” (Jarabe De Palo) 4’20 “
5. Bonnie Raitt with Habib Koité: “Back Around” (Bonnie Raitt / Habib Koité) 5’15“
6. Amar Sundy: “Ouallache” (Amar Sundy) 2’41”
7. Otis Spann: “I Got a Feeling” (Otis Spann) 2’52”
8. Eric Bibb, Rory Block & Maria Muldaur: ”Don’t Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down”
(Charlotte Hoglund/Eric Bibb) 3’24”
9. Long-ge: ”Playing Mahjong” (Long-ge) 3’28”
10. Botafogo: “Slide Blues” (Pappo) 1’43”
11.Taj Mahal Meets the Culture Musical Club of Zanzibar: “Catfish Blues” (Taj Mahal) 6’21”


Filmregisseure von Wim Wenders bis Martin Scorsese haben ihn für sich entdeckt, Weltmusiker untersuchen seine geheimen Brücken auf den schwarzen Kontinent: Der Blues ist aus seiner Nische herausgetreten, wird als universelles Phänomen wahrgenommen. Die Bande zwischen Mississippi-Delta und Savanne hat Putumayo schon vor Jahren mit der fulminanten Koppelung Mali To Memphis aufgezeigt, und erst kürzlich folgten wir mit dem bunten Label aus New York dem Blues auf seinem Weg in den Club und zum Dub und HipHop auf Blues Lounge. Auf Blues Around The World werden die New Yorker dem globalen Zeitgeist des 16-Takters nun vollends gerecht. Wir folgen seinen geheimen Spuren nach Iberien, an die Irische See, nach Brasilien, Mauretanien, Taiwan und Sansibar, huldigen zugleich auch legendären Kollegen des US-Blues und ihren Banden zu Folk, Gospel und Rock .

Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf dieser CD geht an die Music Maker Relief Foundation. Die Non-Profit-Organisation hat sich der Förderung der Musiker aus den Südstaaten verschrieben, die als vergessene Helden oftmals in bitterer Armut leben müssen. Die Foundation möchte diesen Traditionsträgern durch ihre Arbeit Lebensmittel, Obdach, medizinische Versorgung und weitere Unterstützung zugute kommen lassen und ihnen somit Anerkennung für ihre pionierhafte Kulturarbeit zollen. www.musicmaker.org

Wie sagte einst Jimmy Rabbitte in Alan Parkers Streifen „The Committments“: „Die Iren sind die Schwarzen Europas!“ – und der Dubliner Declan Murray von unserer Einsteigerband THE UNSEEN GUEST scheint dieser mutigen Behauptung nachzuspüren. Auf seinen Reisen kam der weltgewandte Ire auch nach Südindien, wo er auf Amith Narayan traf, mit dem er erst mal locker auf den Straßen jammte. Schließlich spielte das ungleiche Duo mit dem Support von Musikern aus ihren beiden Kulturkreisen ein Album namens Out There ein, auf dem sie einer verwegenen Mischung aus Blues, Folk und Rock mit exotischen Unterströmungen huldigen. „Listen My Son“ bietet uns einen Einblick in dieses brandneue East meets West-Gefüge: Erdig -bluesige Riffs auf Gitarre und Banjo, konterkariert durch eine helle Mandolinenphrase, dazu leicht mystisch angehauchtes Storytelling.

Würde man die Vokalspuren beim folgenden Track ausblenden, niemand käme auf die Idee, dass die Nummer auf brasilianischem Boden gewachsen ist. Und überhaupt: Blues aus Brasilien – wie geht das? Bei den BLUES ÉTILICOS („Die Blueser von weit weg“) funktioniert das blendend . Das liegt nicht nur daran, dass Sänger Greg Wilson seine Wurzeln im Staat Mississippi hat, dann aber in Rio aufwuchs. Auch sein Partner Flávio Guimarães betätigt sich an der Harmonika, als wäre er mit dem Hobel im Mund schon auf die Welt gekommen. Die tropischen Bluesmen können schon auf eine Karriere von 20 Jahren zurückblicken und standen an der Seite von etlichen US-Größen auf der Bühne. Hier spielen sie einen Klassiker des Brasil-Rockers Raul Seixas, der „Canceriano Sem Lar“ („Heimatloser Krebs“) während einer Entziehungskur schrieb: „Ich sitze auf meinem Bett und trinke Kaffe zu meiner Zigarette. Ich bin ganz verriegelt, bin ein Krebs ohne Heimstatt.“

Auf unserem Streifzug durch „untypische“ Bluesgestade landen wir jetzt an der katalanischen Küste, mit einem Blick hinüber zu den Balearen. Montserrat Pratdesaba ist in Barcelona als „BIG MAMA“ in der Blues-Szene der Liebling und begeistert die Barna-Bluesfans mit ihrem Trio Tableau de Blues. Für die Putumayo-Kollektion hat sie sich allerdings zu einem anderen Duo hinreißen lassen: Der mallorquinische Bluesharp-Spieler VICTOR URÍS gesellt sich zu ihr, um einer ungewöhnlichen Spielart des Genres zu frönen: In „No Way Out“ werden wir Ohrenzeuge des Piedmont Styles, der vorzugsweise in Südkalifornien gepflegt wird, mit den legendären Pionieren Sonny Terry und Brownie McGhee im Stammbuch. Der Import nach Europa hat astrein geklappt und die katalanischen Lyrics lauten – ganz bluestypisch - wie folgt: „Niemand liebt mich, ich liebe mich ja selbst nicht mal, manchmal fühle ich mich verloren, aber es gibt keinen Ort, wo ich mich einfach in Luft auflösen könnte.“

Bleiben wir d och g leich auf der Iberischen Halb insel. JARABE DE PALO spielen seit langem in der ersten spanischen Rockliga. Bandleader Pau Donés schaut aber immer wieder über den Tellerrand, erweiterte seinen Horizont auf Reisen durch Kuba, duettierte mit Celia Cruz genau wie mit Ricky Martin und Alanis Morrisette, war letzthin sogar auf der Platte der Patriarcas de la Rumba Cosa Nostra zu hören. Bluesiges Feeling in seine Rockkompositionen hineinzubringen, ist für den Mann aus Aragón, der öfters auch mal als europäisches Pendant zu Carlos Santana gepriesen wird, deshalb eine der leichtesten Übungen und er hat damit sogar einen großen Hit gelandet: In der Tat ist „La Flaca“ aus dem Jahre 1997 einer der Evergreens d er Band – ein einprägsamer Midtempo -Song, in dem die Schönheit einer Kubanerin mit bluesigen Vocals und E-Gitarren gepriesen wird .

Aus ihrer Verehrung für den malischen Gitarristen HABIB KOITÉ hat BONNIE RAITT nie einen Hehl gemacht. Dass er auf ihrem Album Silver Lining gastierte, war für sie eine große Ehre, und die Nummer „Back Around“ zeugt von funkensprühender gegenseitig er Inspiration. Die Rootsrockerin und der Mann aus der Khassonke-Region Malis ergehen sich in einer spritzigen Konversation: Koité, Putumayo-Hörern wohlvertraut durch seine beiden Alben Ma Ya und Baro und durch seine stilübergreifenden, den ganzen Sahel umfassenden Klänge, steuert akustische Saitenfinesse zum Dialog bei, während Raitt ihm mit elektrischen Slide-Passagen entgegnet. Ein afro-amerikanisches Teaming Up zum Zungenschnalzen, nicht nur für eingeschworene Bluesfans.

Noch tiefer in die Savanne geleitet uns AMAR SUNDY, ein Vertreter der Tuareg. Spätestens seit dem großen Erfolg der Band Tinariwen beim Weltmusikpublikum hat sich herumgesprochen, dass der Desert Blues der blauen Wüstenritter eine unwiderstehliche Magie besitzt. Sundy präsentiert sich als weitgereister Vertreter dieses Volkes: Aufgewachsen ist er in Frankreich, kehrte aber schon als Teenager auf das algerische Terrain seiner Vorfahren zurück, um nach seinen Roots zu forschen. Nächster Stopp: Paris mit seinen Metrostationen und Bluesclubs, in die er eine nordafrikanisch geprägte Note einbrachte. Sodann machte er sich auf die Socken nach Chicago, begab sich unter die Fittiche berühmter US-Blueser und tourte zweimal mit Albert King durch die Alte Welt. In den frühen 1990ern trieb es ihn aufs Neue zurück an die Seine, von wo aus er jetzt seinen zur Meisterschaft gereiften Mix aus Blues und Wüstensounds um die Welt trägt – wie das angerockte Stückchen „Ouallache“ ohrenfällig beweist.

Natürlich wollen wir auf dem globalen Bluestrip einen klassischen Track aus dem Chicago Blues nicht missen. Dafür gibt sich der Pianist OTIS SPANN die Ehre, von 1953-1969 enger Partner von MUDDY WATERS. Gemeinsam haben sie den Rural Blues aus dem Süden nach Chicago verfrachtet und im urbanen Umfeld ganz neue Qualitäten ins Genre hineinentwickelt. Die innovativen Herren schauen in „I Got A Feeling“ zusammen mit ihrem Harmonika-Kompagnon JAMES COTTON auf ihre noch akustisch geprägte Kindheit im Süden der Staaten zurück. Für Chronisten: Die Nummer stammt von Spanns Album The Blues Never Die! aus dem Jahre 1965 für das Fantasy-Label.

ERIC BIBB ist mittlerweile ein lieber alter Bekannter auf den Putumayo-Blueskollektionen. Der global denkende, in Europa lebende Bluesman stammt aus New York, wo er im Greenwich Village der 1960er den Aufstieg der quirligen Folkszene miterleben konnte, nicht zuletzt, weil sein Vater Leon Bibb als einer ihrer Federführer auftrat. Gleichgesinnte Altersgenossen von Eric im Village waren damals RORY BLOCK und MARIA MULDAUR, die beide später ebenfalls Stars der amerikanischen Roots-Szene wurden, letztere konnte mit „Midnight At The Oasis“ ja einen weltweiten Hit landen. Das aus Teenagertagen verschworene Trio tut sich hier nun zusammen, um dem Bibb-Favoriten „Don’t Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down“ Reverenz zu erweisen. Sie tun dies mit einem spirituellen, gospelgeprägten Vokalsatz und einem inspirierten Piano, das immer wieder hinter den wechselweise gesungenen Strophen hervorlugt. Reizvoll ist es, Erics Solo-Version des Songs auf Mali To Memphis nochmals zum Vergleich hervorzukramen!

Vielleicht der kurioseste Track auf diesem planetaren Blues-Kompendium: Der Taiwanese LONG-GE zählt zu den Indigenen der Insel vor China, die seit einiger Zeit für Autonomie und das Überleben ihrer Kultur eintreten. In seinen Liedern spiegelt sich das ungebrochene Kämpferherz eines wandernden Poeten wider. Long-Ge (das übersetzt sich mit „er lebe lang!“) singt sowohl in Mandarin als auch in seiner Muttersprache Amis, tut sich immer wieder mit anderen Musikern wie der Band A Minor zusammen und ist der Redeführer der „Aborigines“ von Taiwan, für die er mit seinen lebendigen Live-Einspielungen eine Lanze gebrochen hat. Sein bevorzugtes Genre ist eine Art „Talking Blues“, den man auf dem groovigen „Playing Mahjong“ wunderbar nachvollziehen kann.

Wir kehren nochmals nach Südamerika zurück: Auch wenn Miguel Vilanovas Spitzname sehr an einen Fußballclub aus Rio erinnert, so ist der Mann doch Argentinier durch und durch. Auch in spanischer Zunge bedeutet BOTAFOGO „der Feuerleger“ – in Anbetracht seines feurigen Saitenzaubers äußerst treffend. Vilanova griff bereits mit 12 zur E-Gitarre, spielte dann ab 1973 in diversen argentinischen Combos und brachte es schließlich als Opener sowohl für B.B.King als auch Santana und Eric Clapton zu beachtlichem Ruhm. Auch wenn er als elektrischer Rockeiro am meisten geliebt wird, das akustische Bluesfeeling hat er genauso im Blut – die Solo -Miniatur „Slide Blues“ mag da wohl letzte Zweifel ausräumen.

Wenn es eine Persönlichkeit in der Musikgeschichte gibt, die den Blues als globales Phänomen begreift und lebt, dann er: TAJ MAHAL, Sohn einer Gospelsängerin und eines jamaikanischen Komponisten, spielte von Anfang an neben dem ländlichen US-Blues auch Calypso und Reggae, scherte immer wieder gerne von den ausgetretenen Pfaden aus, in Richtung Indien, Mali, und Hawaii. Leutselig und mit einer weltumspannenden Seele hat er mit Ry Cooder ebenso kollaboriert wie mit Bob Dylan und Miles Davis, jammte mit den Stones, ließ sich von der höfischen Musik Westafrikas inspirieren. An sein fulminantes Hula Blues-Projekt knüpft die lebende Legende der Black Music nun mit einem Projekt aus Sansibar an: THE CULTURAL MUSICAL CLUB OF ZANZIBAR ist eines der bedeutendsten Taarab-Orchester der Gewürzinsel vor Tansanias Küste und fügt hier eine exotische Aroma-Note mit orientalischen Streichern, Akkordeon und Hackbrett in den Delta-Klassiker „Catfish Blues“ ein.

Der Blues auf dem Siegeszug um die Erde, von den Tropen bis tief nach Fernost – diese Kollektion bürgt dafür, dass die Wiege für viele populären Musikstile noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

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