DUQUENDE

MI FORMA DE VIVIR
EXIL 6925-2 / LC 08972 / VÖ: 24.4.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Tu Camisita De Flores (Jose Carlos Gomez) 4’49" (TANGO)
2. Andar Y Andar (Juan Gomez “Chicuelo“/Susana Medina)5’01" (BULERIA)
3. Suena (Juan Gomez “Chicuelo“/Isidro Gomez) 3’58" (TANGUILLOS)
4. Al Son Del Viento (Juan Gomez “Chicuelo“/Isidro Gomez) 5’02" (ALEGRIAS)
5. De Contrabando (Juan Requena) 5’48" (JALEO)
6. Mi Forma De Vivir (Jose Miguel Vizcaya) 6’13" (SOLEA)
7. Sombras (Oliver Haldon) 4’14" (BULERIA)
8. Cantandote (Juan Gomez “Chicuelo“) 4’33" (RUMBA)
9. El Calor De La Fragüa (Jose Miguel Vizcaya) 4’10" (MARTINETE)
10. Buleria Del Limon (Javier Limon) 3’44" (BULERIA)
11. Cuando Los Montes Se Allanen (Jose Miguel Vizcaya) 3’33" (FANDANGOS)

”In Barcelona kann man ein Monster finden, sowohl was Gesang als auch Inspiration angeht.”
(Paco De Lucía über Duquende)


Wenn Paco De Lucía sich zu einer solchen Eloge hinreißen lässt, horcht nicht nur die Flamenco-Szene auf. Schließlich war er es, der das bis in die 1970er eher hermetische Genre einem weltweiten jungen Publikum zugänglich gemacht hat, und so können wir seinem kosmopolitischen Urteil blind vertrauen. Wer hier so gelobt wird, ist der 40jährige Juan Cortés, genannt DUQUENDE, erste Wahl für die Stelle des Cantaors in Pacos Live-Truppe. Die hitzige Sandpapier-Stimme des katalanischen Gitan bereichert außerdem das Gitarrenspiel von Tomatito, Vicente Amigo und Juan Carmona. In Carlos Sauras Flamenco-Film hatte er einen grandiosen Auftritt. Und sein ekstatischer Cante nimmt es auf der Bühne gar mit Qawwali- Sängern aus Pakistan auf. Mit der Veröffentlichung seines sechsten Albums könnte jetzt auch der breitere Durchbruch in Deutschland kurz bevorstehen: Mi Forma De Vivir ist ein Ausnahme-Ereignis für alle Anhänger iberischen Feuers, und zugleich der schlagende Beweis, dass Flamenco nicht nur die Angelegenheit Andalusiens ist.

Juan Cortés “DUQUENDE” (sprich “Dukende”) stammt aus einer musikalischen Gitano-Familie und wuchs in Sabadell, einer Industrievorstadt Barcelonas auf. Schon als Kind nahm er Tuchfühlung zu einer Legende auf: Zu den Gitarrenklängen des späten Camarón De La Isla debütierte der gerade mal achtjährige Knabe auf der Bühne. Camarón sah ihn - so berichten Zeitzeugen - damals schon als potentiellen Nachfolger an. Seine Performance muss ab er auch tiefen Eindruck auf Promoter und Plattenfirmen gemacht haben, die ihn vom Fleck engagieren wollten. Allein, die besorgten Eltern schoben da erst mal einen Riegel vor.

Aber die Liebe zur Musik sprengt natürlich die Fesseln der Fürsorg er. DUQUENDES Weg führt wie bei vielen Flamenco-Sängern über die kleinen Freundeskreise und intimen Bars, in denen er beständig an seiner Vokaltechnik feilt. 1992 dann der Sprung aufs öffentliche Parkett, und darunter sind auch gleich die besten Adressen: Der Gitano singt im Palau de la Música in Barcelona und Valencia, ebenso im Auditorio Nacional de Música von Madrid . Selbst das kritische Flamenco-Publikum im andalusischen Granada empfängt den Katalanen mit offenen Armen und Herzen. Aus dieser Zeit datiert sein legendäres Album Duquende Con La Guitarra De Tomatito , ein Meilenstein zweier Koryphäen der Flamenco-Kunst. Die Kollaboration der beiden hat Carlos Saura 1995 in seinem Flamenco-Film mit zwei Bulerías verewigt. Der Ruf des Auslands verhallt in der Zwischenzeit nicht ungehört: 1996 ist DUQUENDE der erste Cantaor, der im Thêatre des Champs Elysées zu Paris gastiert.

Ein Jahr später sein Aufstieg in den Flamenco-Olymp: Paco De Lucía holt ihn als Nachfolger seines älteren Bruders Pepe in sein Septett. Mit dieser Formation tourt DUQUENDE und sein Gesangsstil reift merklich. Frankreich, Finnland und Dänemark stehen auf dem Tourneeplan, in Santa Fé erschallt sein Cante genauso wie im New Yorker Central Park. Pac o de Lucía kollaboriert mit ihm auch auf dem Album Samaruco (2000), ein weiterer herausragender Eckpfeiler der Karriere DUQUENDES, der des weiteren mit Manzanita, Juan Carmona, Juan Manuel Cañizares, Juan Habichuela, Moraíto Chico und Vicente Amigo eine beachtliche Palette von Kombattanten auf seiner creditlist hat. Der vorläufig e Höhepunkt seiner erstaunlichen Laufbahn ist zweifelsohne im Qawwali-Flamenco-Projekt erreicht: Mit dem pakistanischen Sufi-Sänger Faiz Ali Faiz , der von vielen als Erbe Nusrat Fateh Ali Khans gesehen wird, schlägt DUQUENDE zusammen mit seinem Gesangeskollegen Miguel Poveda und dem Gitarristen Chicuelo eine ekstatische Brücke zwischen Mittelmeer und Asien.

Mit seinem sechsten Album Mi Forma De Vivir hat DUQUENDE einen weiteren Schritt in der Auslotung eines persönlichen Stils unternommen. Klar den gesanglichen Vorbildern Camarón De La Isla und Borrico verpflichtet, konnte er in einem zweijährigen Produktionsprozess in Barcelona eine eigene Sprache austüfteln, die sich nicht mit den populären Flamenco-Genres Bulería und Tango zufrieden gibt. Seine Behandlung der verschiedenen Cantes ist eine umfassende: Soleá, Rumba, Fandango und auch die eher seltener gehörte Martinete beherrscht der Mann aus Sabadell gleichermaßen. Von breit angelegten Arrangements mit sanguinischem Chor, über tänzerische Rumba-Interludien bis hin zu schmerzerfülltem, nur durch Handperkussion unterstütztem A-Cappella und intimen Dialogen zwischen DUQUENDE und Chicuelo reicht das Spektrum.

Begleitet wird DUQUENDE von Instrumentalisten der ersten Liga: Gitarrist Juan Gomez, genannt CHICUELO, hat seine Spieltechnik noch aus den berühmten Händen von Manolo Sanlúcar und Sabicas vermittelt bekommen. Er arbeitet für alle bekannten Theater Spaniens und ist auf den Einspielungen der Großen des Flamenco zu hören, u.a. b ei Tomatito und Enrique Morente. Zusammen mit Duquende ist er der künstlerische Leiter von Mi Forma De Vivir. Der zweite Gitarrist in DUQUENDES Truppe ist der 1974 geborene NINO JOSELE, der in seiner jungen Karriere mit Diego El Cigala und Enrique Morente gearbeitet hat, für sein Solo-Debüt gar das Orchestre National De Barbès ins Studio zitieren konnte. Ausgefeilte Perkussionsakzente trägt EL PIRANA bei, als Kollaborateur von Tomatito und Dieg o El Cigala eine sichere Referenzgröße. Verbindendes zwischen Jazz und Flamenco findet wie kein anderer E-Bassist CARLES BENAVENT: Mit Quincy Jones, Chick Corea und Miles Davis stand er ebenso auf der Bühne wie mit dem Saxophonisten Jo rge Pardo, wurde als Partizipant am Jazzpaña -Projekt für den Grammy nominiert. Hervorzuheben ist außerdem der Jazztrompeter RAYNALD COLOM, Schüler von Wynton Marsalis, Roy Hargrove und Kenny Barron, und auch Mitglied der Band von Manu Chao, mit der er durch Südamerika und die USA tourte. ROGER BLAVIA komplettiert als weiterer Perkussionist und Drummer das Line-Up: Er zählt Carles Benavent sowie die Sänger Manolo García und Miguel Poveda zu seinen Teamworkern.

Anspieltipps:
- “Suena” (3):
In hymnischer Ekstase besingt der Cantaor seine Geliebte: “Dein Körper aus KorbweideSXD, deine Brombeeraugen, deine Lippen voll Blut haben mich entzündet.” Ein meisterhaftes Arrangement mit hitzigem Antwortspiel zwischen Solostimme und Chören und besonderen Akzenten von Carles Benavents Mandola.
- “Al Son Del Viento” (4): Raynald Coloms Trompete umrahmt diese fröhlichen Alegrías aus der Feder Chicuelos.
- “Cantandote” (8): Eine feurige, überschwängliche Rumba und zugleich ein inniges Liebesgeständnis des Sängers an seine Gitana, geschrieben hat sie wiederum Chicuelo.
- Bulería De Limón (9): Erfrischend wie eine Zitrusfrucht, diese Bulería eines der vielversprechendsten Flamenco-Komponisten der jungen Generation: Javier Limón schrieb auch Cantes für die Erfolg salben Cositas Buenas von Paco De Lucia und Lagrimas Negras von Bebo Valdés und Diego El Cigala. An der Gitarre diesmal Niño Josele.

DUQUENDE trinkt auf seinem sechsten Album aus den Quellen des Flamenco-Erbes eines Camarón, schöpft zugleich aber frisches Wasser für sein eigenes Idiom: Ein reifes Meisterwerk des gerade mal 40jährigen Gitan.

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