Putumayo Presents:

PARIS

 

EXIL 6887-2 / LC 08972 / VÖ: 7.4.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

1.Thomas Fersen: „Au Café De La Paix (Thomas Fersen) 4‘04"
2. Coralie Clément: „Samba De Mon Coeur Qui Bat“ ” (Benjamin Biolay) 3‘35"
3. Karpatt: „Dites Moi Tu“ (Fred Rollat) 4‘29"
4. Carla Bruni: „Quelqu’un M’a Dit“ (Carla Bruni, L. Carax) 2‘42"
5. Pascal Parisot: „Je Reste Au Lit“ (Pascal Parisot) 3‘54"
6. Keren Ann: „Jardin D’Hiver“ (Benjamin Biolay, Keren Ann Zeidel)
7. Tryö: „Serre-Moi“ (Christophe Mali) 3‘51"
8. Paris Combo: „“Lettre À P…“ (Belle du Berry, F. Jeanin, Paris Combo) 3‘45"
9. Presque Oui: „L’Ongle“ (Elodie Christe lle Thibaud Defever)
10. Amélie-Les-Crayons: „Ta P’tite Flamme“ (Amélie-Les-Cra yons) 3‘51"
11. Myrtille: „Les Pages“ (Myrtille/Vaness a Gillet) ) 2‘36"
12. Aldebert: „Carpe Diem“ (Aldebert) 3‘32
13. Toots And The Maytals: ”Take Me Home Country Roads” (Bill Danoff,Taffy Danoff, John Denver) 3’19"

“Paris vaut bien une messe“ - „Paris ist schon eine Messe wert“, so ist es aus dem Munde von Hugenottenkönig Heinrich IV (1559-1610) überliefert, als er durch Übertritt zum Katholizismus seinen Thron retten konnte. In freier Abwandlung von Heinrichs Worten sagen wir: „Paris vaut bien un disque“, und das hat Putumayo gerade zur richtigen Zeit erkannt - zu einer Zeit nämlich wo es heftig rappelt in der Nouvelle Chanson-Szene. Schon auf French Café durften wir vor zwei Jahren präsentieren, wie sich die neuen Wilden der geschliffenen gallischen Verskunst mit den Grandseigneurs und Grandes Dames der Zunft messen konnten. Paris kapriziert sich nun ganz auf die neuen Gesichter und Stimmen, die uns alle Tugenden des Neo- Chansons offenbaren: Seinen Flirt mit Brazil- und Latin-Tönen auf der einen, mit anglophilem Folk auf der anderen, und zwischendrin seine Färbung mit Zigeunerklängen. Seine kleinen Geschichten voll präziser Alltagsbeobachtungen und amourösen Schmachtens, seines selbstironischen Müßiggangs und relaxter Café-Coolness.
Voilà: Vorhang auf und Applaudissements für die Erben von Serge und Édith, von Juliette und Jacques, s’il vous plaît!

Ein Teil der Erlöse aus dieser CD geht an terre des hommes. Als Netzwerk aus elf nationalen Organisationen arbeitet der Verband mit Zentralen in ganz Europa, Kanada und Syrien. terre des hommes ist eine Non-Profit- Organisation, die momentan 1164 humanitäre Hilfsprojekte in 72 Ländern betreut. Die Aufgabe der terre des hommes-Organisationen ist es, aktive Unterstützung für benachteiligte Kinder in ihren Familien und Gemeinden zu leisten, ohne zwischen Rassen, religiöser und politischer Üb erzeugung sowie Kulturkreisen oder Geschlecht zu unterscheiden. terre des hommes ist der Überzeugung, dass Kindern diejenigen Rechte zugestanden werden müssen, die von der UN-Konvention der Rechte des Kindes festgelegt worden sind und dass es in der Verantwortung der internationalen Staatengemeinschaft liegt, diese durchzusetzen. Mehr Informationen unter: www.terredeshommes.org und www.tdh.de

Ins «Café des Friedens» lädt uns einer der feinsten Songschmiede des Neo-Chanson zum Auftakt der Tour de Paris ein. THOMAS FERSEN ist 42 und kann auf bewegte Zeiten zurückblicken. Als Halbwüchsiger war er Rocker, reiste später kreuz und quer durch Lateinamerika und Nordeuropa, wo er - für einen Franzosen durchaus ungewöhnlich - seine poetische Ader entdeckte. In den Pariser Pianobars schließlich vollendete er seinen Schwenk zum Chansonnier, als der er seit seinem Debüt Le Bal Des Oiseaux (1993 mit dem Victoires de la Musique-Etikett dekoriert) von Landsleuten und zunehmend auch einem gesamteuropäischen Publikum geliebt wird. Auf seinen bisher sechs Alben hat er auch schon mit Didier Lockwood und Richard Galliano musiziert. Die entspannte, von verschmitztem Tastenspiel durchwirkte Ballade «Au Café De La Paix» erzählt die Geschichte eines Müßiggängers, der von seiner Angebeteten im Café versetzt wird. Oder existiert die Dame gar nur in seiner Fantasie?

Viele Chanteusen des Nouvelle Chanson zählen Jane Birkin zu ihren Vorbildern, doch niemand ist in der Lage ihre erotische Süffigkeit so zu kopieren wie CORALIE CLÉMENT. Wie gut, dass Madame einen Bruder hat, der Benjamin Biolay heißt - der ungekrönte König der aktuellen französischen Szene erfindet auch für sie Songs, die er dann auch produziert. Was nicht heißen soll, dass das Schwesterherz nicht auch eigene Talente aufweisen kann: Das Violinenspiel etwa und - bien sûr - ihre hauchende Sangeskunst. Coralies Lieder sind mittlerweile auf zwei Alben gepresst und zwischendurch wird auch der traditionsreichen French Brazilian Connection gehuldigt, sprich: Chansoneskes mit Bossa begattet. «Samba De Mon Coeur Qui Bat» ist so eine Miniatur, in der sie schmachtende Verse zum Bossa-Piano des Bruders und gestopfter Posaune vorträgt.

Fred, Gets und Herv nennen sich die drei Herren, die den Kern von KARPATT bilden. Die Truppe stammt aus Perpignan, schlug ihre Zelte aber bald nach der Gründung in Paris auf. Meistens jedoch sind sie ohnehin «on the road», so wie sich das für eine Gruppe gehört, die im Ruf steht, eine der am härtesten arbeitenden Bands aus Frankreich zu sein. Stilistisch sind sie klar dem Chanson verpflichtet, zählen einen Serge Gainsbourg und George Brassens zu ihren Ikonen, auch Jaques Brel wird gerne als geistiger Vater zitiert. Einflüsse aus der südfranzösischen Zigeunermusik, dem sog. Manouche, aus Reggae und Rock tun ihr übriges, um ihrem Sound ein ureigenes Gepräge zu verleihen. «Dites Moi Tu» ist eine nonchalante Ode an die Liebe und kann auf ihrem ersten Album À L’ombre Du Ficus (2002) gefunden werden.

Von singenden Supermodels kann die Welt nicht genug kriegen, so scheint es: CARLA BRUNI jedenfalls hat 2002 mit ihrem Album Quelqu’un M’a Dit einen Megaseller gelandet. Bruni stammt aus einer der wohlhabendsten Familien Italiens, kam zum Modeln aber schon in den frühen 1980ern in die Stadt von Saint-Laurent und Gaultier. Das ehemalige Glamour-Girl und Gespielin von Mick Jagger, Eric Clapton und Donald Trump verziert mit ihrer angerauten Schlafzimmerstimme jazzige und folkige Chansonballaden, wie etwa den hier zu hörenden Titeltrack des Debüts: «Man sagte mir, d ass unsere Leben nicht viel wert sind, in einem Moment gehen sie vorüber, wie verwelkende Rosen. Aber jemand sagte mir, dass Du mich noch immer liebst - kann dies wahr sein?»

Monsieur PASCAL PARISOT haben wir noch von seinem gewitzten Beitrag zur French Playground -Scheibe im Ohr. Der gewiefte, 1963 g eborene Gitarrist und Songschreiber kommt aus den Vogesen und eroberte Frankreich von der Pieke auf, in dem er sein Programm in kleinen Clubs und Bars rauf und runter spielte, bevor er nach Paris übersiedelte. Eine Plattenfirma wurde auf seine Song s aufmerksam - und so p räsentiert der relaxte Vierziger seine Spezialität nun landesweit: verschmitzte Verse im Teamwork mit entspannten Brasil-Rhythmen. Auch die Faulenzer- Nummer „Je Reste Au Lit“ («Ich b leib’ im Bett») ist unverkennbar von der Bossa Nova unterwandert, selbst die Cuica , den brasilianischen Brummtopf, hat er mit unter die Decke genommen: «Warum soll ich aufwachen? Heute wird’s wie gestern sein, werde ich nur die Seele baumeln lassen und heiße Luft auspusten. Denn wenn ich das süße Nichtstun genießen will, kann ich ebenso gut im Bett bleiben.»


Seelenverwandt mit einem Nick Drake und einer Suzanne Vega zeigt sich KEREN ANN, eine weitere Nouvelle Vague-Kollaborateurin des großen Benjamin Biolay. Eigentlich heißt die Dame Keren Ann Zeidel und wurde in Israel als Tochter eines russisch-jüdischen Vaters und einer holländisch-indonesischen Mutter geboren - dementsprechend vielfältig ihre kulturelle Mitgift. Trotzdem hat sie sich für das Chanson- und Songwriter-Fach entschieden: Melancholie ohne Tristesse, feinnervige Folkpoesie mit leisem Zupfen, gedämpften Trompeten und Celesta, das alles gibt es in ihren Songminiaturen. Das von Latin-Farben besprenkelte „Jardin D’Hiver“ stammt von ihrem Debüt La Biographie De Luka Philipsen, das sie 2000 mit Biolay produziert hat - mit ihm hat sie übrigens auch einige Perlen für den karibischen Altcharmeur Henri Salvador aus der Feder gezaubert.

Ein Quartett, das sich Trio nennt, und dazu noch mit ung ewöhnlicher Schreibweise, entzückte ja schon auf mehreren Putumayo-Scheiben mit seinem Akustik-Reggae - très charmant. TRYÖ besteht aus den Gitarristen Guizmo, Manu Eveno, Christophe Mali und dem Perkussionisten Daniel Bravo. Am Lagerfeuer in den Pyrenäen haben sie Mitte der 1990er zusammengefunden. Ihre franko-karibische Mélange - gespickt mit politischer Aufmüpfigkeit - hat soviel Fans angezogen, dass das vierblättrige Kleeblatt in La Douce France schon über eine Million Platten verkauft hat. Ihr erklärtes Ziel, Songs zu schreiben, die jede(r)mann und -frau unter der Dusche pfeifen kann, haben sie mit „Serre-Moi“ nahezu perfekt umgesetzt: Ein Liebesliedchen, in dem der Lover die Auserwählte bittet, ihn so lange zu drücken, bis er erstickt.

Nun vom falschen Trio zu einem wirklichen Quintett: Wer Paris schon im Namen trägt, darf natürlich auf dieser Kompilation nicht fehlen. Die PARIS COMBO besteht aber nicht nur aus waschechten Parisern: Um d ie schlangenhaftgeschmeidige Stimme von Belle Du Berry gruppieren sich seit 1997 der Schlagzeuger François-François und Gitarrist Potzi, beide gallischer Provenienz, sowie Bassist Manohisa Razanajato mit madagassischer Vergangenheit und ein Ex- Kompagnon von Manu Dibango, der australische Trompeter David Lewis. Die Neo- Cabaret-Attitüde des quirligen Fünfers, mittlerweile in Europa und den USA enorm beliebt, wird immer mal wieder gerne b ereichert durch Latino-Eskapaden, Gypsy Swing oder auch arabische Anflüg e. Der federleichte Walzer „Lettre À P.“ mit seinen hisp anoiden Piano-Sentenzen und der leicht unheimlichen Trompete nimmt nicht ohne Zynismus die Luftverschmutzung in der Seine-Metropole aufs Korn.

Gitarrist und Sänger Thibaud Defever (Monsieur Presque) sowie die Sängerin Marie- Hélène Picard (Madame Oui) bilden das Kreativdoppel PRESQUE OUI. Nach sieben Jahren fleißigen Konzertierens im Raum Paris hat sich das - auch private - Paar 2005 zur Veröffentlichung einer CD hinreißen lassen: Sauvez les Meubles (Rettet die Möbel) deutet schon vom Titel her darauf hin, dass die beiden durchaus selbstironisch die Unwägbarkeiten und Achterbahnfahrten des ehelichen Lebens behandeln. In dem hier als Kostprobe dargebotenen „L’Ongle“ werden originelle Romantizismen von Voodoo geschwängert: „Ein kleines Stück Fingernagel in meiner Tasche, eines von denen, die Du abgeknabbert hast, wenn ich Dich kritisierte. Was, wenn ich es sanft aus der Tasche ziehe, es mit Nadeln durchsteche und mit einem Fluch belege? Wirst Du mir dann den Rest Deines Körpers zurückgeben?“

Wer erinnert sich nicht an die musettegetränkten Miniaturen aus dem Soundtrack zum Film „Die wunderbare Welt der Amélie“? Eine weitere Amélie begegnet uns hier, und auch ihr Akkordeonwalzer offenbart einen ähnlich melancholischen Esprit wie die Filmmelodien von Yann Tiersen. AMÉLIE-LES-CRAYONS (etwa: „Amélie mit den Bleistiften“, inspiriert durch einen Charakter aus einem klassischen französischen Chanson) stammt aus Lyon, wo sie auch ihre drei clownesken Begleitinstrumentalisten an Klarinette, Quetschkommode und Tuba gefunden hat. Ihre Shows sind einmalige Mischkonzepte aus Musik, Dichterlesung, Theater und Comedy, und sie spiegeln nostalgisch die Atmosphäre der französischen Music Hall-Shows wider. „Ta P’tite Flamme“ ist ein reizendes, kreiselndes Liebesgeständnis: „Wenn ich weg bin, denke ich an Dich, an Deine kleine Flamme, an Deine Augen - und schon fühle ich mich besser.“

Aus dem Städtchen mit dem klingenden Namen Fontainbleau, 40km südlich von Paris, stammt unsere nächste Chansonette. MYRTILLE zählt 25 Lenze und hat - mit Verlaub - ziemlich Pfeffer im Hintern. Die Karibik, den guayanischen Regenwald, Brasilien und Senegal hat sie bereist und en passant kulturelle Einflüsse en masse aufgesogen: So kommt es, dass Gainsbourg und Brassens in ihrem Universum auf dem gleichen Sims sitzen wie Caetano Veloso, Youssou N’Dour oder die mexikanisch-kanadische Nomadin Lhasa. 2004 hat die Nachwuchsstimme ihr Debüt veröffentlicht, aus dem wir hier „Les Pages“ aussortiert haben. Hier erzählt sie zu luftig-leichten Arrangements, wie sie ihre Impressionen aus Tagträumen und Reisen zu Papier bringt.

Der Paris-Poet ALDEBERT bildet den spritzigen Schlusspunkt. Bis 1999 war der Chansonverrückte als Fotograf tätig, wechselte dann aber ins Musikmétier. Plateau Téle hieß 2000 seine Erstveröffentlichung - mit ihr im Gepäck startete er eine ausgedehnte Europatournee. Die Bühnenarbeit hat sich ausgezahlt: 2003 verlieh im Radio France International den begehrten Preis in der Kategorie „Bester Chansonnier“. „Carpe Diem“ stammt von seinem nun schon dritten Werk L’Année Du Singe (Das Jahr Des Affen) und zu einer Art Chanson-Country-Zwitter blitzt hier grandiose Poesie auf: „An dem Tag, als Channel 3 den Club der toten Dichter ausgestrahlt hatte, hatte sie mit Tintenkiller die Worte ‚Carpe Diem‘ auf ihr Wildledermäppchen geschrieben. Ich erinnere mich an dieses Mädchen, das mir andere Sichtweisen der Welt aufzeigte und mich Demut lehrte. Ja, sie hätte die Klassensprecherwahl ohne Gegenstimme gewonnen.“

Schon erstaunlich, wie sich das Erbe von Brel und Brassens, von Gréco und Gainsbourg mit globalisierten Tönen zu einer neuen luftigen Sprache voller dichterischer Geniestreiche formen. “Paris ist schon eine Platte wert“, oder?

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