Putumayo Presents:

Caribbean Playground

EXIL 5470-2 / LC 08972 / VÖ: 20.09.2004 / DISTRIBUTION: INDIGO

 

Keine andere Region auf der Welt wäre ein so großartiger Kandidat wie die Karibik, um Kindern spielerisch den Culture Clash der heutigen global geprägten Musikwelt nahe zu bringen. Hier haben sich Kultur, Religion und Küche der Schwarzafrikaner mit den Ingredienzien der Native Americans und der spanischen, englischen und französischen Kolonialisten vermengt, werden bis heute neue rhythmische Derivate und Hybride aus verschiedenen Spots der Inselwelt geboren. Der freche trinidadische Calypso der Fünfziger, heute im Soca aufgegangen, die Trommeln der Bomba Puerto Ricos, Zouk mit kreolischer Partylaune, die noch unbekannteren Kreolenstile aus Haiti wie Kompas und Twoubadou, und natürlich Reggae und Ska aus Kingston — dies alles ist hier in fröhlichen Songs für das jüngere Publikum eingefangen.

TAJ MAHAL — der Bluesmann als heimlicher Karibianer? Immerhin stammte der Vater der 1942 in New York geborenen Legende von den Westindischen Inseln. Und sein Sprössling hat sich beileibe nicht auf die üblichen Rural Blues-Zirkel des nord-amerikanischen Kontinents festlegen lassen. Schon in den 1970ern adaptierte er Calypso und Reggae, beschäftigte sich gar mit den Lebenslinien zwischen der Musik der USA und Schwarzafrikas sowie mit Indiens Klängen, wie Kollaborationen mit Ali Farka Touré oder V.M.Bhatt belegen. Sein Projekt THE HULA BLUES, bei dem er sich 1997 mit hawaiischen Musikern zusammentat, ist einer seiner jüngeren illustren Seitenpfade. Aus diesem Teamwork stammt auch das launige "Great Big Boat", das die Segelroute für den Karibik-Törn vorgibt: Im Liedtext reisen wir vom Pazifik über Guatemala, El Salvador, Nicaragua, um schließlich über den Panama-Kanal in die leuchtendblauen Gewässer der karibischen See einzulaufen.

20 Nummer Eins-Hits lieferte DESMOND DEKKER, der "König des Ska" mit seiner Band The Aces im Laufe der 1960er in Jamaika ab, mit dem Aufkommen des Rocksteady landete er 1966 gar in den UK-Charts. Politisch provokante Lyrik und Parteinahme für den kleinen Mann, vor allem aber seine unverwechselbare Falsett-Stimme, das wurden die Markenzeichen Dekkers, der schließlich zum ersten international erfolgreichen Künstler des sich allmählich herausschälenden Reggae avancierte, lange bevor Bob Marley auf den Plan trat. "Jamaica Farewell" ist seine Ska-Adaption des berühmten Calypso-Hits, der von Lord Burgess geschrieben wurde und schon in den Fünfzigern mit Harry Belafonte um die Welt ging.

KALI ist ein alter Bekannter auf den Putumayo-Scheiben. Schon auf dem Klassiker Islands residierte er mit seinem fröhlichen Banjo, später gab’s ein Wiederhören auf French Caribbean. An den Liedern des Martinikaners, der seinen Namen von der Comic-Figur Kalimero ableitet, kann man sich kaum satt hören. Seit er in den Siebzigern von seinem Musikstudienaufenthalt in Paris auf die Antillen zurückkehrte, hat er Folk und Reggae, alte karibische Tanzrhythmen wie den Beguine, haitianischen Kompas und auch Zouk, das Popgenre seiner Heimatinsel innovativ miteinander verzwirbelt. "Tambou Dan Tche Nou" kehrt die perkussive, afrikanische Seite der Inselmusik nach außen.

Von der nördlichen Gemarkungslinie der karibischen Welt tönt ein Nachwuchsstar der Zydeco-Szene hinüber: KEITH FRANK und seine SOILEAU ZYDECO BAND mischen munter in der sich immer wieder verjüngenden Szene Louisianas mit, kreieren einen handfesten und druckvollen Mix des durch R&B und die Tanzmelodien der französischen Einwanderer geformten Genres mit Akkordeon, Mundhobel, Drums und Waschbrett. Die Vocals von Frank und Kumpanen siedeln stilistisch des öfteren nahe am Reggae und hier wird das ganz offenkundig: Die boys haben sich das fröhliche Marley-Lied "Three Little Birds" in einem rockenden Remake vorgenommen, jener Song, in dem die Vögelchen von Hoffnung und Fröhlichkeit künden.

Das unglaublichste Teaming-Up des Sommers 2004: KARL ZÉRO, kauziger, (und gesanglich eher schmalbrüstiger!) TV-Kultkomiker und so etwas wie der französische Harald Schmidt, lud die legendären WAILERS kurzerhand in ein südfranzösisches Landstudio, um mit ihnen seiner Calypso-Liebe zu frönen. Eingefangen wurden diese franko-karibischen Sessions auf der spaßigen Scheibe Hifi Calypso, die soeben in Deutschland in die Läden gekommen ist. Erstmals seit 15 Jahren spielt Marleys Begleitcombo in der originalen Kernbesetzung mit Al Anderson, Family Man und Tyrone Downie wieder zusammen, und dies im guten alten Calypso-Fach! Da darf natürlich "Coconut Woman" nicht fehlen, jene von Belafonte und Lord Burgess co-geschriebene Hymne auf die Tropen-Nuss und ihre sagenhafte, Löwenkräfte verleihende Wirkung.

Unser nächster Anlaufhafen ist Haiti. Hierher stammt die mit einer reizenden kreolischen Stimme ausgestattete Sängerin und Schauspielerin MARLENE DORCENA, die allerdings seit 1991 in Brüssel lebt. Von ihrem Großvater, der selbst Instrumente baute, wurde sie in die Geheimnisse der traditionellen Musik eingeführt, die Großmutter hingegen erzählte ihr haitianische Geschichten, die Marlene kürzlich in einem Buch veröffentlicht hat. Ihr Gesangsstil baut ebenso auf den frühen Erfahrungen in einem Gospelchor auf. Nachdem sie die Misere ihrer Heimat seit dem Staatstreich Anfang der Neunziger als Augenzeugin miterlebt hat, setzt sie sich für die Belange haitianischer Kinder und Frauen ein. Das Lied "Panama" stammt vom Anfang 2004 veröffentlichten Album Mesy, und erzählt luftig swingend von einem Mann auf seinem Weg zur Liebsten. Der Gute wird sich jedoch verspäten, denn der Wind hat ihm seinen Panama-Hut vom Kopf geweht und muss erst einmal wieder eingefangen werden.

Als Neo Folk-Sänger wird ASHEBA bezeichnet. Der in Trinidad aufgewachsene Künstler ist im Calypso und Steel Drum-Spiel geschult und greift traditionelle Kinderlieder auf, die er mit einem karibischen Flair präsentiert. Von seiner neuen Heimat Kalifornien aus begeistert er in seinen speziell auf die kleinen Menschen zugeschnittenen Shows, animiert zum Tanzen und Mitmachen. Paradebeispiel für seine dicke Schatztruhe von Children’s Songs ist die Story von "Little Anancy", einer schelmischen Spinne, die aus der afrikanischen Sagenwelt stammt und heute in der gesamten Karibik wohl bekannt ist. Anancy weiß sich mit ihrer List immer wieder gegen die größeren Vertreter der Fauna zu verteidigen.

Puerto Rico ist die Heimat von JOSÉ GONZÁLEZ und seiner BANDA CRIOLLA, die hier die Bomba, den explosiv-perkussiven Tanz, der sich nahe der ehemaligen Zuckerrohrfeldern entwickelte, wo die Sklaven arbeiten mussten, so etwa bei der Stadt Ponce. In den frühen Neunzigern fand der Rhythmus auch Eingang in den puertoricanischen Merengue. González, ein Könner auf der zehnsaitigen Cuatro, spielt in "Bomba Te Traigo Yo" eine kindgerechte Art der Bomba mit sonnigem Charme und fröhlichen Antwortchören. Seine Homebase ist heute in Massachusetts, wo er Interessierte in die Welt puerto-ricanischer Kultur einführt.

Wenn auch der Kompas die international bekannteste Spielart haitianischer Klänge sein mag, hier soll nun ein kürzlich wiederbelebtes Genre vorgestellt werden. Es ist der Twoubadou, dessen Pflege sich LOLE-LOLAY verschrieben haben. Der Twoubadou entstand aus einer innerkaribischen Métissage, als sich Haitianer nach Kuba aufmachten, um dort Beschäftigung auf den Zuckerrohrplantagen zu finden. Bei ihrer Rückkehr formte sich dieser neue Stil, der sich durch die Verwendung von Banjo, akustischer Gitarre und Akkordeon auszeichnet. Im Text von "Pa Piye Sou Do M" wird dazu animiert, die eigenen Probleme selbst anzupacken, und nicht darauf zu warten, dass Andere sie für einen aus dem Weg räumen.

Insulaner unter sich! Die MISSIONIRIEZ, heute mit Wohnsitz in Kalifornien, üben sich hier zwar gekonnt in jamaikanischen Reggae, ihre Wurzeln liegen jedoch im südpazifischen Königreich Tonga! Das Sextett ist der lebende Beweis, dass sich entspanntes Inselfeeling einmal um die halbe Welt tragen lässt. "Reggae Dancin" transportiert das gute Gefühl der Upbeat-Klänge, das sich auch im sprachspielerischen Namen der Kombo tarnt: "Irie" heisst - das sei allen Nichtjamaikanern verklickert — soviel wie "mir geht’s gut"!

Aus einem reich gedeckten musikalischen Tisch aus Rock, Funk, Salsa, Afro-Pop und den traditionellen antillanischen Rhythmen Gwo Ka und Chouval Bwa entwickelte sich die moderne Popmusik von Guadeloupe und Martinique, der Zouk, wörtlich aus dem kreolischen übersetzt "Party". LUC LEANDRY zählt zu den führenden Zouk-Interpreten und war von Anfang an dabei: Seit 25 Jahren tummelt sich der Guadeloupianer im Geschäft, hat 18 Alben veröffentlicht und 200 Songs geschrieben, den Preis Maracas D’Or abgeräumt und mit Manu Dibango kollaboriert. "Votez Zouk" rangiert unter den Ohrwürmern seiner Kollektion.

Soca (kurz für "Soul Calypso") als Uptempo-Agglomerat aus moderner Popmusik und Calypso ist die knallige Karnevalsmusik von Trinidad und Tobago. ATLANTIK, eine der Bands der Inselszene zelebrieren die fünfte Jahreszeit mit dem Hit "All Aboard" — wie bei Taj Mahal zu Beginn unserer Reise werden wir eingeladen, an Bord zu kommen und karibischen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Während das Boot durch die sanften Wellen der schimmernden See tuckert, sammeln wir die spannenden Klangeindrücke aus Jamaika, Martinique, Guadeloupe, Haiti, Trinidad und Puerto Rico auf. So wird die Inselwelt vor den Küsten Amerikas zu einer tönenden Landkarte — Erdkundeunterricht mal anders!

 

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