Putumayo Presents:

World Groove

 

EXIL 4210-2 / LC 08972 / VÖ: 23.08.2004 / DISTRIBUTION: INDIGO


"Feelin’ Groovy" sangen schon Simon & Garfunkel in den Sechzigern und lösten damit den "Swing", das essentielle Lebensgefühl des Jazz vorangegangener Jahrzehnte in einem schlichten Folksong ab. Das Konversationslexikon belehrt uns, dass "Groove" für Rille steht, also jene Tonspur, durch die in der guten alten Vinylzeit der Saphir seine Runden zog. Wer sich also mit der Platte oder dem DJ in den Rhythmus der Rille einklinkt, der kommt "into the groove". Und keine Angst, auch im digitalen Zeitalter ist es technisch korrekt, von Grooves zu reden, denn auch die CD besitzt sie im Fachvokabular der Hifi-Welt. Ursprünglich wurden vor allem Rhythmen aus den Genres Funk und R&B mit dem Rillen-Attribut bedacht, doch heute hat der Groove den ganzen Globus erfasst: Sowohl in Rio als auch Kapstadt, in Paris wie in Kairo verbandeln sich funky Grundzutaten mit lokalem Kolorit und locken Scharen auf die Tanzfläche. Putumayo hat das lange erkannt und fast jedem Erdteil sein eigenes Groove-Kapitel zugedacht. World Groove präsentiert neues Material aus allen Regionen des Planeten: frisch gepresst aus Frankreich, der Türkei, Kuba, Deutschland, Mali, Algerien, Südafrika und demLibanon. Die Erstauflage von World Groove gibt es gar als Doppel-CD, mit einer zweiten Scheibe, auf der insgesamt zehn Tracks der bislang erfolgreichsten Putumayo-Tanzscheiben enthalten sind.

Attention! Zunächst setzen wir unseren Saphir in einer Rille mit Pariser Pro-venienz auf: ROUGE ROUGE rekrutiert sich aus dem DJ Jean Croc, dessen Heimat, der angesagte Hauptstadt-Sender Radio Nova, sicherlich eine der besten Adressen des guten globalen Geschmacks unterm Eiffelturm ist. Das zweite Rouge steht für den Komponisten und Multi-Instrumentalisten Nicolas Errera — zusammen bedienen sich Croc und Errera aus einem gigantischen Plattenarchiv von Klassik über Jazz bis zu raren B-Seiten. Ein Cocktail aus 60er-Retrosound, Funk, Jazz, Soul und milden Electronica-Beimengungen ist das Resultat, wie wir im charmanten "Attention" bemerken.

Mit Tarkan und Sertab Erener ist türkischer Pop endlich auch auf dem Weg in unsere Gehörgänge. Ein weiterer Megastar vom Bosporus stellt sich hier vor: MUSTAFA SANDAL zählt mit drei Millionen verkauften Platten zur Spitzenriege türkischer Musiker und kreiert eine smoothe Mischung aus traditionellem türkischem und nahöstlichem Material mit zeitgenössischer Produktion. Inspiriert wurde Mustafa zur musikalischen Betätigung durch seinen Großvater, einen Perkussionisten in einem Orchester, musste seine Herzensan-gelegenheit dann aber gegen den Widerstand der Eltern durchsetzen, die ihn zunächst zum Wirtschaftsstudium nach Boston verfrachtet hatten. "Aya Benzer", eine schmachtende Hymne auf den Mondenschein und die Geliebte, war ein internationaler Erfolg für Sandal und ist hier in einem funkigen Remix von Royal G zu genießen.


Ein weiter Schritt von den Neonbabies und DÖF! Mit ihrer Schwester Anette agierte Inga Humpe als eine der Gallionsfiguren der Neuen Deutschen Welle (gerne erinnern wir uns an "Codo", den außerirdischen Liebesboten!) und hat sich bis heute ihren Ruf als Wave- und Pop-Queen erhalten. Im jüngsten Projekt teilt sie mit Co-Produzent Tommi Eckart eine 2RAUMWOHNUNG. "Ich Weiß Warum" kam nur als Fragment in Form eines Werbe-jingles auf die Welt, aufgrund reicher Nachfrage produzierte das Duo eine komplette Single, die enorm erfolgreich wurde. Seitdem sind Humpe & Eckart in Sachen Akustikpop mit gepflegter Electro-Lounge-Atmosphäre unterwegs.

Bob Marley, Afrika Bambaataa, Funkstar Deluxe — niemand ist vor ihren Remix-Künsten sicher. Das französische Duo MAJOR BOYS alias Produzent P. Brunkow und DJ Tim B. hat sich vor fünf Jahren zusammengetan und seitdem die Dancefloor-Gemeinde weltweit mit erlesenen Kreationen zwischen House und tribalen Beats versorgt. "Sous Le Soleil" war einer ihrer frühen Hits, und hier lebt die entspannte Atmosphäre aus Latin-Flair und französischem Chic von den sinnlichen Vokalgirlanden Aurélia Ikors.

Längst ist der Groove auch in afrikanischen Savannen angekommen, wo ohnehin die Wurzeln aller Tanzmusik liegen. ISSA BAGAYOGO avancierte in Malis Hauptstadt Bamako vom Hirsefarmer und Taxifahrer zum Liebling der Kids. Mix House-Rhythmen und entspannter Dub — gedrechselt vom Franzosen Yves Wernert — befinden sich hier mit der knochentrockenen Buschharfe, gleißenden E-Gitarren und dem Ur-Banjo Ngoni in bester Gesellschaft, dazu der nasale Gesang Issas, der die legendären Krieger des Mande-

Reiches heraufbeschwört, sich in seiner selbstverfassten Lyrik aber auch mit zeitgemäßen Themen wie Drogen und Umweltverschmutzung auseinandersetzt. So heißt es in "Nogo": "Die Verschmutzung tut weh, Krankheiten sind deshalb auf dem Vormarsch, die Luft ist voll mit den Abgasen der Motoren, der Fluss ist mit Abwässern verschmutzt, ich mache mir Sorgen um die Umwelt, um die Gesundheit meiner Landsleute, um die Zukunft meines Landes."


Der Appeal von ZAP MAMA ist in der Weltmusik bis heute ungebrochen, wenn sich auch der Sound seit ihrem ersten Auftreten 1991 grundlegend geändert hat. Aus dem exotischen A-Cappella-Frauenchor von einst ist eine hiphop- und soulorientierte Formation
geworden, die sich immer stärker um Mastermind Marie Daulne zentriert. Nun sind Zap Mama genauso von den Aktivitäten einer Band wie Outkast inspiriert wie früher von der zentralafrikanischen Pygmäen-Musik und kooperieren mit New Soul-Stars wie Erykah Badu. "Miss Q.In" ist ein extrem funkiger Track, der auf der aktuellen CD Ancestry In Progress zu finden ist: "Versuch nicht irgendjemand anders zu sein, sei Du selbst", rät Marie Daulne darin.

Raï-Prinz CHEB MAMI ist einer der rührigsten und beliebtesten Algerien-Exilanten der französischen Kapitale und neben Khaled zweifelsohne der Hauptexponent der jungen maghrebinischen Musik, die er mit Reggae, Rap und Funk-Zutaten aufmischt. Besonders beachtet auf internationalem Parkett wurden seine Duette mit zahlreichen Größen der Popprominenz, unter ihnen Sting, Zucchero und Ziggy Marley. Mit dem Pariser Vorstadt-rapper K-MEL, Kopf der Posse Alliance Ethnik, dialogisiert er in "Parisien Du Nord" bilingual über die Alltagsprobleme der Einwanderer, über ihre Armut und die Diskriminierung, der sie sich ausgesetzt sehen. Der Song, im Original auf Mamis Album Meli Meli zu finden, ertönt hier in einem HipHop-Remix.

Ein Schock ging durch die südafrikanische Musikszene, als am 9. Mai 2004 nach zweiwöchigem Koma die allseits verehrte Sängerin BRENDA FASSIE im Alter von 39 Jahren starb. Geboren im Township Langa von Kapstadt begann Fassie mit 20 ihre eigenen Texte zu schreiben und wurde Mitglied der Formation Tiny Tots, bei der sie die US-Sängerin Roberta Flack imitierte. Nach ihrer Übersiedlung nach Johannesburg griff sie in ihren

Liedern in scharfer Form die Politik der Apartheid an, setzte sich für die Etablierung eines schwarzen Präsidenten ein. Viele ihrer Songs wurden von der Zensur verboten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Fassie, die der Beiname "schwarze Madonna" schmückte, zu einem der wichtigsten südafrikanischen Stars. Ihre Plattenverkäufe erreichten auch im Ausland beachtliche Zahlen. Sowohl den südafrikanischen Grammy als auch den panafrikanischen Kora Music Award konnte die "Königin" mit ihrem kraftvollen Vokal-Flow einheimsen. Ihre Bisexualität provozierte die Öffentlichkeit, Alkohol und Drogen dagegen setzten ihrer Gesundheit seit den Neunzigern zu. An ihrem Totenbett wachten sowohl Nelson Mandela als auch Präsident Mbeki. In "Ama-Gents" (Gangster) rechnet Fassie mit den Männern ab, die sie schlecht behandelt haben und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht waren.

EDESIO Alejandro ist einer der wichtigsten Protagonisten Dancefloor-orientierter Musik aus Kuba. Seit etlichen Jahren ist er als Komponist für Film und Theater in seiner Heimat etabliert. Mit dem Album Black Angel und vor allem mit der Single "Blen Blen" sorgte er Ende der Neunziger für internationales Aufhorchen. Mit dem Sänger Adriano Rodriguez, einem Vertreter der traditionellen Son-Schule, wagte er eine höchst dynamische Fusion aus klassischen Kuba-Klängen mit Rap, Funk und Electronica. "El Sopón De Yuya" trägt diese geglückte Mixtur zur Schau: Die Originalkomposition von Edesio spielt mit harten Beats und den charakteristischen Son Montuno-Elementen aus Kubas goldener Ära. Textlich wird die Kochrezeptur einer gewissen Yuya gelobt: "Yuya macht mir eine gute Suppe, eine wirklich delikate Suppe, nachdem ich sie genossen habe, verleiht sie mir Flügel!"

Mit einem Star des arabischen Pops bahnt sich der Saphir seinen Weg in die letzten Rillen unserer groovigen Tour. RAGHEB ALAMA wurde in Beirut geboren und wuchs in einer musikalischen Familie auf. Schon mit 12 stand er fürs Radio vorm Mikrofon, mauserte sich zu einem veritablen Oud-Meister. Der Besuch des Konservatoriums und der Gewinn eines Talentwettbewerbs waren die weiteren Stationen, die ihn unaufhaltsam zum Star-Ruhm katapultierten. In "Saharony Ellil" erzählt er mit orientalischen Melismen und westlichem Arrangement von den nicht nur in seinem Kulturkreis so vielbesungenen Sehnsüchten: "Mein Liebling, sag mir, was ich tun soll, Deine Augen haben mir eine schlaflose Nacht bereitet, wann wirst Du mich endlich lieben?"

Die Welt ist eine Scheibe — und ihre Klanggeheimnisse hat sie in sowohl in Paris und Berlin als auch in Beirut, Istanbul, Bamako und Havanna in der Rille verborgen.

 

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