Putumayo Presents:

Salsa Around The World

EXIL 2666-2 | LC 08972 | VÖ: 16.06.2003 | DISTRIBUTION: INDIGO

Das Wort Salsa bedeutet "Soße" — und dies im besten Sinne. Für eine fein abgeschmeckte Dosierung der Rhythmen und Melodien Kubas, wie dem Mambo, Chachacha, der Rumba, dem Son und Myriaden anderer hat sich seit den Siebzigern dieses Wort etabliert — und dem Mix lässt sich nicht nur in Havanna nach-horchen, sondern auch auf Puerto Rico, in Kolumbien oder in der Latino-Szene New Yorks. Salsa ist also per se ein Genre, das sich offen zeigt für Einwirkungen aus anderen Kulturkreisen. Doch wie es für eine gute Küche unabdingbar ist: Die Herstellung eines feinen Sößchens ist hohe Kunst - um nicht fade zu schmecken oder zu verklumpen, kommt es auf die richtige Bindung an, auf die raffinierte Zusammenstellung der Ingredienzien. Und die gelingt freilich nicht immer. Die schmackhaftesten Exemplare hat Putumayo vorgekostet, um uns mit exotischen Soßen-Kreationen aus aller Damen und Herren Länder zu überraschen. Nicht nur Beiträge aus dem karibischen Umfeld oder die phänomenalen Ergebnisse der schon etwas bekannteren Afro-Salsa aus Schwarzafrika sind dabei, nein, selbst Griechen, Finnen oder gar die Bollywood-Filmstudios haben sich an der Suche nach dem Geheimrezept beteiligt.

Salsa im Schottenrock? Wer den Highlandern das nicht zutraut, wird bei Salsa Celtica bekehrt. Bereits seit acht Jahren existiert diese Bigband, die bei einer Cuba-Exkursion für die karibischen Rhythmen entflammte und nach diversen Koppelungen von Folk und Jazz fortan Bagpipes und Blech-bläser, keltische Melodien mit kreolischen Metren marinierte. In "El Sol De La Noche" verquicken sich ein Reel mit tropischem Hüftschwung, Flöte und Geigen wechseln chamäleonartig und unmerklich von der Pub-Combo zur Charanga-Band. Und der Titel verrät uns, dass der Norden den Tropen zumindest eines voraus hat: Auch um Mitternacht kann man dort noch zur Sommersonne tanzen.

Die kreative Urzelle von Havana Mambo begann schon in der kubanischen Hauptstadt Anfang der Neunziger zu musizieren, und nach Erfolgen in Europa entschloss man sich, diesseits des Atlantiks sesshaft zu werden. Immigranten von der Zigarreninsel und herausragende Köpfe der beachtlich großen Salsa-Szene Italiens bilden nun das Mailänder Kollektiv, das über den Stiefel hinaus zu Euro-Salsa-Stars in Frankreich und der Schweiz avancierte. Mit einem durchdachten und witzigen Arrangement setzen Havana Mambo "Malaniña", einem Lied über die verheerend verführerischen Qualitäten einer provokanten Frau, das I-Tüpfelchen auf: Das ansonsten fachfremde Cembalo spielt dem Piano die Begleitfiguren zu, knackiger Bläsersatz und zackige Streicher begeistern in dieser transatlantischen Kooperation.

Als karibischer Schmelztiegel schlechthin kann die ehemalige nieder-ländische, vor Venezuela liegende Inselkolonie Curaçao gelten, auf deren Boden ebenso portugiesische, englische und westafrikanische Kultureinflüsse heimisch wurden. Neben genuinen Stilkreationen wie der Tumba oder dem Erntetanz Seú schwirren einem hier auch Merengue, Calypso, Reggae und natürlich auch Salsa um die Ohren. Eine der Hausbands des schmucken Antillen-Eilands sind Arnell i su Orkesta, die auf eine Historie von einem halben Jahrhundert zurückblicken können. Das Familienunternehmen zählt derzeit rund fünfzehn Musiker, und selbst eine Celia Cruz kommt immer gerne nach Curaçao, um sich von dem Orchester begleiten zu lassen, ist sie doch eng befreundet mit der Mutter des Leaders Arnell Salsbach, der legendären Mafalda Minguel, die in den Reihen der Combo noch immer aktiv ist. Das gemächlich schlurfende Midtempo-Stück "Ban Sali" glänzt durch Perkussionseinlagen, swingende Posaunen und Trompeten, gesungen wird im kreolischen Inselidiom Papiamento.

Als Botschafter lateinamerikanischer Kultur für die Gestade Helleniens taten sich Apurimac seit 1983 hervor. Nach einem südperuanischen Fluss benannt importierten sie bevorzugt Andenfolklore nach Griechenland, bevor man dann auch die Salsa-Option anging. Übrig geblieben aus der andinischen Zeit ist der clevere Einsatz der Panflöte, die in "Forest Flower" — da ja in beiden Kultur-kreisen beheimatet — die überzeugende Brücke von der Peloponnes nach Peru darstellt. Eingebettet ist das Flötenspiel in eine griechisch interpretierte Salsa, deren Lyrik auf ein Indio-Gedicht zurückgeht: "Erwache meine Waldblume, schöner Vogel der Prärie, frei schweifst du über den Himmel, du hast Augen wie ein junger Hirsch".

Mit Africando und dem Orchestre Baobab wurde der Weltmusikgemeinde vor kurzem Senegals enge Bindung an die Salsa ins akustische Gedächtnis zurückgerufen. Der Kuba-Craze Schwarzafrikas, der seit den Fünfzigern von Dakar bis in die Tiefen des Kongo reichte, manifestiert sich bis heute immer wieder völlig unnostalgisch, auch wenn mittlerweile Rumba oder Mbalax das Zepter in der dortigen Popmusik übernommen haben. Auch die vormals von magischen Trommelzeremonien geprägten Touré Kunda, eine der ersten senegalesischen Bands, die schon in den Siebzigern für Aufruhr in Europa sorgten, haben die karibischen Klänge nie ganz links liegen lassen. Für "Rapada" haben sie sprachliche Einflüsse aus dem gerade mal zwanzig Kilometer entfernten Guinea-Bissau einfließen lassen, denn der typisch nasale Ton der Brüder-Band wird hier mit afro-portugiesischem Créole garniert. Die Afro-Salsa aus der Casamance steht dem karibischen Modell in nichts nach: packende Perkussion, flinker Piano-Unterbau, ausgefeiltes und feuriges Blech.

Als einer der innovativen Kräfte in der belgischen Weltmusikszene gilt Mousta Largo, ein Exil-Marokkaner, der seit einiger Zeit auf vielfältigen Solopfaden in seiner Wahlheimat wandelt. Auf dem vielbeachteten Album "Mektoub" steuert er zwischen arabisch gefärbtem Reggae, Salsa und Flamenco hindurch und kreiert daraus einen ganz eigenen Tanzstil, der auch auf "Anna Maria" verzaubert: Kreisende Piano-Muster verbünden sich mit arabischen Vocals und bieten außerdem noch Platz für ein fulminantes Solo mit einem Hauch iberischen Zunders.

Die größte Filmindustrie der Welt sitzt in den indischen Metropolen Chennai und Mumbai, und wird in launiger Anlehnung ans kalifornische Gegenstück Bollywood genannt. Die Soundtracks jener wie am Fließband abgedrehten Epen machen einen nicht unwesentlichen Teil der in Hindi gesungenen Popmusik aus. Dabei greifen die Komponisten in alle Töpfe, die man sich vorstellen kann: von Rock über Country bis hin zu Latin wird mit indischer Tradition ein Global Pop angerührt, der für unsere Ohren oft kurios und plakativ wirkt. Shantanu Mukherjee alias Shaan ist einer der Sänger, die sich spezialisiert haben auf Remix-Versionen älterer Filmhits. "Mana Janab Ne Pukara Nahin" stammt aus dem Streifen "Paying Guest", der auf das Jahr 1957 zurückgeht, hier eine komplette Latin-Metamorphose durchgemacht hat und mit einem Gitarren-Intro im Stile Santanas, einer Bläser-Sektion aus den Keyboards und polternden Perkussions-Intermezzi aufwartet.

Nochmals senegalesische Salsa: Vom Karibik-Fieber als Jugendlicher ange-steckt, stellte Babacar Sambe schon mit vierzehn Lenzen seine erste Combo zusammen und musizierte bald mit Mitgliedern des Kultstatus besitzenden Orchestra Baobab. In Paris stand er dann in den Siebzigern seiner Band Sabor Internacional vor. Seltsam genug, dass er erst 1999 sein erstes Album als Leader veröffentlichte und dies im luftigen Charanga-Stil mit der typischen Präsenz von Flöten und Geigen, die auf die Musik der kubanischen Ballrooms des späten 19. Jahrhunderts zurückgeht. "Ignane" ist ein exzellentes Beispiel für diesen unbeschwerten Kuba-Swing und demonstriert in Wolof, Spanisch und Französisch die Universalität des Salsa-Genres.

Nippons Verrücktheit für brasilianische und karibische Rhythmen ist weltweit bekannt — und zumindest eine der Latin-Bands aus Japan hat es auch in die erste Liga geschafft, trat neben Tito Puente und Celia Cruz auf. Das Orquesta de la Luz, welches zwischen 1990 und 1997 sieben Alben ver-öffentlichte, erwarb sich den uneingeschränkten Respekt der Salsa-Aficionados auf allen Kontinenten. Und mit ihrer Leadsängerin Nora, die auch auf Solo-Alben brilliert, hat die Welt ihre erste fernöstliche Salsa-Queen. Mit "Flores y Tambores" huldigt das Orchester dem Bomba-Rhythmus und der puertoricanischen Afro-Note in der Salsa: "Ich bringe Dir Blumen vom Lande, Trommeln für die Heiligen, meine Blumen der Freundschaft werden Dich heilen, ich bringe Dir die Klänge Afrikas."

Seinem Idol Jaco Pastorius nachstrebend entschloss sich der Kameruner Richard Bona als Jüngling, den Gospelgesang für einen E-Bass einzutauschen. Nachdem er sich in Paris als Sessionmusiker einen Namen gemacht hatte, setzte er nach New York über und tummelte sich bald im Line-Up des Joe Zawinul Syndicates sowie bei Harry Belafonte. Seine beiden Solo-Alben spiegeln die stilistische Offenheit des Bassmannes wider, der zwar vom Jazz kommt, aber ungezwungen und spielerisch auch Latin-Elemente willkommen heißt. So zu hören in "Te Dikalo", einer fließend arrangierten Salsa-Nummer, einem Liebeslied, in dem die weichen Vocals wunderbar mit dem knackigen, perkussiven Kontext, einer Piano-Improvisation en miniature und schweifenden Flötentönen harmonieren. Bona singt in seiner Muttersprache Douala.

Dass man den Finnen musikalisch zwischen Tango, Humppa, Folk und Punkrock alles zutrauen muss, dürfte inzwischen bekannt sein. So ist es auch nur noch als eine kleine Überraschung zu werten, dass die Szene Helsinkis sogar schon einige kuba-lastige Bands hervorgebracht hat — unter ihnen seit 1982 El Septeto. Alles andere als imitierender Klamauk, sondern die ernste Auseinandersetzung mit den Havanna-Rhythmen spiegelt sich in ihrer Arbeit wider, die vom direkten Unterricht bei kubanischen Altmeistern profitieren konnte. In "Ruñidera" ziehen sie den Hut vor einem solchen, denn der klassische Son geht auf den Veteranen Alejandro Rodriguez zurück und wurde in den 1920ern vom Septeto Nacional de Ignacio Piñeiro bekannt gemacht. Von der schmetternden Trompete bis zur locker perlenden Tres-Gitarre macht die skandinavische Version dem Original alle Ehre.

Den jahrzehntelangen Flirt Haitis mit der Musik der Schwesterinsel Kuba machte sich der Produzent Fred Paul zunutze. Seine Formation Haitiando, rekrutiert sowohl aus kubanischen als auch haitianischen Vollblutmusikern, wurde als Gegenstück zu Africando ins Leben gerufen und kanalisiert die karibischen Verwandtschaften in einem höchst tanzbaren Sound, der kreolische Lyrik mit Son und Salsa verbandelt. In "Pa Koute Konsely" leitet uns der Leadsänger Raymond Cajusto durch einen Son par excellence, ausklingend durch ein astreines Trompetensolo.

Von Fernost bis in die Breiten der Mitternachtssonne, von mediterranen Gefilden bis auf die indische Leinwand stellt man in der globalen Salsa-Küche exzellent mundende Karibik-Kreationen mit der gelegentlichen Prise Heimatklang zusammen — für Abwechslung auf dem Speise- und Tanzplan ist gesorgt.

zurück zur EXIL Homepage
oder zum Gesamtkatalog

© EXIL MUSIK GmbH - 91593 BURGBERNHEIM - T 09843-95959 - F 09843-95900 - email: office@exil.de
Abdruck für Presse & Online-Medien erlaubt, Belegexemplar bzw Link erwünscht